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Mit dem Crosser rund um den Edersee, Oster-Triple, Teil 2

Am Samstag des Osterwochenendes habe ich den Edersee besucht. Nachdem in der Woche davor die Wetteraussichten mehr als Trübe aussahen und sogar für Erndtebrück Temperaturen um die Null Grad und auch teilweise Schneefall vorhergesagt wurde, suchte ich nach Alternativen, um trotzdem draußen mit dem Fahrrad lange Touren unternehmen zu können.

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Aber leider sah es Deutschlandweit recht unschön aus. Auch die eigentlich warme Kölner Bucht bot kaum bessere Aussichten und selbst der Blick ins Breisgau zeigte gleiches Wetter, nur etwas höhere Temperaturen. Sieben Grad Celsius anstelle von Ein Grad… Aber dafür mehr als 4 Stunden Autofahrt in Kauf nehmen müssen?

Süden nichts, Westen nichts. Ok, den Niederschlag werde ich vielleicht los, wenn ich mich in den Regenschatten des Rothaargebirges begebe und wärmer wird’s da vielleicht auch? Was sagt denn Kassel? Sieht schon sehr viel besser aus. Auch wenigstens 7 statt 1 °C und kein Schneefall für Samstag angesagt. Geht’s noch näher und interessanter? Ja, Marburg oder Frankenberg. Sieht ebenso gut aus. Also: Edersee! Da wollte ich schon seit längerem noch mal hin.

Für solche informierten Wetter-Planspiele bis hin zur Nacht vor der Tour und dann am Tag der Tour mithilfe von Satellitenkarten und Regenradar ist die WeatherPro App (http://www.weatherpro.de/de/home.html) für iPhone oder iPad (oder auch Android) Gold wert!

Und so bin ich Samstag Mittag an den Edersee gefahren; direkt an den Anfang des Sees bei Herzhausen. Mit nur rund 1 Stunde 15 Minuten Anfahrt von Erndtebrück ist er auch aus dem Wittgensteiner Land schnell zu erreichen und immer eine Reise wert.

Der Edersee bzw. die Edertalsperre (http://de.wikipedia.org/wiki/Edersee), denn durch eine 1908 bis 1914 errichtete Staumauer nahe Waldeck wird der Ederstausee erst geschaffen, ist die vom Volumen her dritt- und von der Seefläche bei Vollstau her gesehen zweitgrößte Talsperre Deutschlands. Und diese Seefläche gab es vergangenen Samstag auch in Gänze zu bewundern. Denn, wie zu dieser Jahreszeit üblich und vorgesehen, lag der Wasserspiegel nahe bei Vollstau. Genauer (http://www.edersee.de/wasserstand/), bei 244,61 m NN und damit nur 36 cm unter Vollstau (244,97 m NN).

Bereits bei Herzhausen, wo im Sommer ausgedehnte Feuchtwiesen, das sogenannte Ederfeld, zu beobachten sind, gab es also schon an der Stauwurzel richtig viel See zu sehen.

Ich hatte mir im Vorfeld bei GPSies.org einen Track ausgesucht, den ich nachfahren wollte und mir daher auf den Garmin Edge 800 geladen hatte. Bewusst hatte ich dabei nicht eine Familienradwander-Route ausgesucht, sondern nach etwas Waldstrecke gefahndet. Ich wusste, dass ich auch auf einer gemütlichen Seeumrundung weitestgehend am Ufer entlang nur wenig Asphalt unter den Rädern haben würde (Der ER, Ederseeradweg, wird auf der entsprechenden Website (http://www.edersee-radweg.de/edersee_radweg_er_g.html) in der Kategorie „besonders für Mountainbike geeignet“ geführt. Deswegen, aber auch aufgrund möglicher Wetterunbillen, war ohnehin mein Crossrad das Gefährt meiner Wahl. Und wenn ich schon mit dem Crosser unterwegs sein wollte, dann wären für einen Halbtagsausflug runde 50 km flach um den See ohnehin kein lohnendes Ziel gewesen.

Was ich mir da aber ausgesucht haben sollte, das würde ich erst im Laufe der Ausfahrt herausfinden. Lange liess es aber nicht auf sich warten… ;-)

Zunächst ging es nach dem Finden eines Parkplatzes (was bei dem sehr kalten Samstag so früh im Jahr trotz Ostern gar kein Problem war), flach und asphaltiert los. Und noch während ich mich fragte, wie lang es denn wohl asphaltiert bliebe (im Hinterkopf schon die Route einer späteren möglichen Rennrad-Tour abwägend), ging es beim Jugendzeltplatz Vöhl auch schon auf unbefestigten Waldweg. Zunächst weiterhin flach, bald leicht ansteigend. Schönes Crosser- aber auch Tourenrad-Terrain.

Leicht erhöht über dem Seespiegel fuhr es sich angenehm und mit schönen Blicken auf den hier noch besonders schmalen und fjordähnlichen See. Diesen Charakter behält er aber eigentlich über seine gesamte Länge. Nach rund 5 km und der nächsten Seebiegung erreicht man bei der Hohen Fahrt wieder etwas Asphalt. Die Kreisstraße 32, die hier als Stichstraße endet, bzw. beginnt. Ihr folgend, kommt man an der kleinen Bucht nach Asel an. Hier ist auch ein Fähranläger, der das Übersetzen nach Asel-Süd ermöglicht. Der Ederradweg würde die kleine Bucht auf zunächst auf der Kreisstraße, dann auch weiter auf Waldweg umrunden; mein Track führte mich erst mal wieder ein Stück steil den Hang hoch um dann einen weiteren Bogen durch die Bucht zu schlagen. Wie ich merkte, um ein schönes Stück Singletrailanstieg (aber nicht zu steil) noch mitzunehmen.

Von der Aseler Bucht führt der Weg im Anstieg rund um den Katzenberg. Oben auf der in den See vorspringenden Erhebung angekommen, bietet sich ein schöner Blick auf den Edersee und Asel-Süd sowie den Nationalpark auf der gegenüberliegenden Seeseite. Hier machte ich ein paar erste Fotos.

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Wie ich in der Zwischenzeit gemerkt hatte, folgte mein Track weitestgehend der Markierung „UE“ in weissen Buchstaben in blauem Kreis. Wie ich später nachschaute, zeigt dieses  Wanderzeichen den Urwaldsteig Edersee (http://www.urwaldsteig-edersee.de/) an. Denen (und meinem Garmin-Track) folgte ich dann weiter. Bald wies ein Schild gleichzeitig auf den „Knorreichenstieg“. Das der etwas schmaler sein sollte, hatte ich schon mal gelesen. Aber auch, dass er ein Kleinod sei, welches ich mir garantiert nicht entgehen lassen wollte. Der Weg wurde schmaler und war über und über mit Eichenlaub des letzten Jahres bedeckt. Sehr schön. Aber man musste auch aufpassen. Unter solch dichtem Laub kann sich immer mal ein Ast, Stein oder eine Kuhle verbergen. Selbst mit einem Mountainbike, auf jeden Fall aber mit einem ungefederten Crosser, kann sowas üble Folgen haben.

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Eine weitere Biegung später wurde der Weg richtig schmal, auch steinig. Immer noch kein Problem, auch mit dem Crosser. Aber schon gar nicht ohne. Ohne Auslauf und ohne Sicherung führt ein Abweichen vom Trail in den sicheren Weg abwärts auf steilem Hang. So wunderbar urig der Pfad sich entlang dem Lindenberg durch knorrige und urwüchsige, lockere Baumbestände und hoch über dem See windet, so viel Vorsicht muss man auch walten lassen. Die Besonderheit dieses Gebietes sind auch die blockigen Steinhalden bzw. -Hänge, die mehr oder weniger immer etwas in Bewegung sind und so, gemeinsam mit dem kargen Boden, einer ganz besonderen Hangwaldgemeinschaft Heimstatt bieten. Das bedeutet aber auch, dass der Pfad auch für den Crosser irgendwann zu blockig war. An zwei kurzen Stellen habe ich daher das Rad lieber geschoben. Der Rest war Trainings- und Erlebnisstrecke ;-). Aber gut, dass mir niemand Anderer entgegen kam. Im Sommer, bei dichterem Wanderbetrieb scheint mir dieser Weg jetzt nicht sehr geeignet für den Besuch per Rad zu sein. Am Ende der gröbsten Singletrailstrecke kam ich am Rast- und Aussichtspunkt Hünzelburg vorbei – und traf dort auch prompt auf eine größere Wandergruppe, die gerade Rast machte und mich ungläubig ansah. ;-)

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Von jetzt an, immer noch auf dem Knorreichenstieg, lag der ausgesetzte Teil hinter mir und es ging auf steiler Abfahrt (Hintern hinter den Sattel strecken war notwendig) den Lindenberggrat herunter zum Ufer des Edersees. Kaum freute ich mich über eine wieder etwas breitere und flachere Waldwegstrecke, führte ein extrem steiler und durch ein Drahtseil als Zäunchen gesicherter Singletrail in den Hang als Umgehung einer Hangrutschung. Dies liess sich nur schiebend bewältigen. Dafür konnte man die folgende Abfahrt wieder (mit gehörig tief hinter dem Sattel hängenden Hintern) genießen. Bei km 14,7 war ich dann am Ende des Knorreichenstiegs angelangt und wieder auf breitem Waldweg unterwegs.

Einen ersten (und einzigen) Riegel einwerfend, folgte ich dem Waldweg (und dem Zeichen UE) durch schönen Laubwald mal mehr, mal weniger ansteigend bis zum höchsten Punkt meiner Ederseeumrundung, der Kahlen Hardt. Auch hier wurde an besonders schöner Aussichtsstelle ein schöner Rastplatz angelegt, den ich für einige Fotos nutzte. Hier bietet sich ein wunderbarer und weiter Blick über den Edersee, über die gegenüberliegende Halbinsel des Krippenbergs mit der Ortschaft Bringhausen, den Nationalpark Kellerwald und das hessische Umland.

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Die folgende Abfahrt führt zunächst wieder über einen Teppich von altem Laub und später über breite Waldwege gen Seeufer und lässt dabei die Halbinsel Scheid rechts liegen. Hier könnte man in der Folge auch bald auf die dort am Seeufer entlang führende Kreisstraße K22 abbiegen. Eigentlich führt der offensichtlichste Weg auch genau dorthin, mein Garmin, bzw. der geladene Track wollte aber erst mal wieder ein Stückchen in den Hang hinauf. Kurz umgesehen: Oh, tatsächlich. Was zunächst wie eine lediglich eingeschnittene Kuhle links des Weges aussah, ist ja der Urwaldsteig. Also wieder eine Kraft- und Technikeinheit, um in der Falllinie steil bergauf zu fahren. Zumindest, bis meine Grenzen der Gewichtsverlagerung auf dem Crosser und die Fahrstabilität durch zu große Übersetzung erreicht waren. Bevor ich umfiel, klickte ich aus. Mit Mountain-Bike Klettergeometrie und Dreifach-Über- bzw. Untersetzung wäre hier sicher mehr gegangen. So allerdings kam es kurz zu meiner zweiten Bergaufschiebepassage des Tages.

Nach diesem Stich ging es auf normalem Waldweg weitestgehend flach entlang dem Hang bis oberhalb Nieder-Werpe dahin. Auch hier hätte ich fast den schmalen Weg verpasst, der vom breiten Forstweg abzweigend steil hinunter zum Ort führt. Auch hier empfahl es sich teilweise wieder, den Hintern schön hinter den Sattel zu führen, um sicher den steilen Weg zu bewältigen. Unten in Nieder-Werpe schien schön die Sonne auf den Ort oberhalb des Wasserspiegels des Reiherbach-Vorbeckens des Edersees.

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Ein Blick auf den Garmin zeigte mir u.a. zwei Zahlen: Den Kilometerstand von rund 24,5 und eine bisherige Fahr- (und Schiebe- und vor allem auch Foto-) Zeit von knapp drei Stunden. Uff. Irgendwann wollte, nein, musste, ich am Samstag ja wieder zu Hause sein. Und noch hätten 41 km Urwaldsteig vor mir gelegen. Dort am Seeufer bei Nieder-Werpe sah ich es auch zum ersten Mal ausgeschrieben: „Einstieg zum Urwaldsteig“ stand da auf großem Schild. „Steig“ – ähm, nee, für heute reicht es… ;-) Eine wunderbare Strecke und sicher das Highlight des Urwaldsteigs hatte ich bisher in vollen Zügen genossen. Jetzt aber wollte ich „Zug“ auf die Kette bringen und in absehbarer Zeit mein Ziel der Seeumrundung erreichen. Also lies ich den Urwaldsteig Urwaldsteig sein und fuhr auf der dort Ederseerandstraße genannten L 3086, bzw. auf dem dort durchgehend auf Seeseite geführten Radweg weiter. Ab jetzt war ich also auf der Strecke des Ederradweges ER bzw. R5 unterwegs.

Prompt stieg die Reisegeschwindigkeit von Nieder-Werpe bis Waldeck auf einen 30er Schnitt. Hierfür liebe ich ja den Crosser. Ein wunderbar vielseitiges Spaßgerät. Tauglich für die unmöglichsten Trails (zur Not wird er crossertypisch geschultert oder auch geschoben), aber auch für rennradgemäßes Fahrt machen auf glatten Asphalt wunderbar.  :)

Bald war nach Waldeck auch die Staumauer der Edertalsperre erreicht. Aufgrund der fortgeschrittenen Stunde und des sehr kalten Windes, der über den See hinweg wehte, gönnte ich mir leider nur einen viel zu kurzen Blick auf dieses imposante Bauwerk der Schwergewichtsstaumauer vom Typ Intze und der weiteren Einrichtungen. Leider waren, trotz Osterwochenendes und auch schon offener Schifffahrt auf dem See, fast gar keine Kioske, Ufercafés oder Buden offen. Wahrscheinlich war es einfach noch zu kalt? Oder tatsächlich noch vor der Saison.

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Nach dem Überqueren der Staumauer führt der Weg weiter direkt am Ufer des Edersees weiter, ist aber ab hier wieder als Waldweg ausgeführt. Vorbei an einem Kletterpark wird das kleine Örtchen Rebach erreicht. Von hier führt der Weg wieder bis zum Ort Bringhausen über asphaltierte Sträßchen. Konnte man bis hier hin öfters kleine Campingareale sehen, folgt nach Bringhausen wieder eine sehr ruhige und malerische Strecke zu Fuße und teilweise schon im Areal des Nationalparks Kellerwald. Natürlich auch wieder über unbefestigte Waldwege. Nach der Umrundung der Bucht des Banfer Baches bot sich eine schöne Aussicht auf das gegenüberliegende Ufer, an dem ich am frühen Nachmittag nach der Abfahrt vom Lindenberggrat stand. Bei Asel-Süd (und weiteren Einblicken in diverse Wohnwagen-Designs der 70er bis 90er Jahre) erreichte ich nun wieder soetwas wie Zivilisation. Ab Asel-Süd führt (wie auch am Nordufer als Stichstraße) hier nun die K 59 entlang des Ufers bis zur Stauwurzel des Sees.

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Kurz vor Harbshausen hielt ich nochmals an, um die Szenerie des durch die Abendsonne angeleuchteten gegenüberliegenden Ufers und einiger Ruderboote festzuhalten. Zwanzig Minuten später war ich dann wieder am Ausgangspunkt meiner See-Umrundung angekommen.

Kaum hatte ich das Rad wieder im Auto verstaut, hingen auch schon wieder leichte Schneekristalle in der Luft. Auf dem Rückweg in höheren Gefilden angelangt, sah ich auch teilweise weisse Wiesen. Also alles richtig gemacht: Dem Schnee und eiskalten Temperaturen ein Schnippchen geschlagen und zumindest Niederschlagsfrei, oft sonnig und zwar kalt, aber nicht eiskalt, unterwegs gewesen.

Den Edersee werde ich per Rad sicher noch öfters besuchen. Vielleicht mal für einen ganzen Tag über den Urwaldsteig rund herum, oder mal genüsslich auf dem Ederradweg ER. Vielleicht aber auch mal über eine weiter um den Edersee führende Rennradrunde und ganz sicher mal direkt mit dem Rad von Erndtebrück – von der Quelle der Eder die Eder entlang bis zum Stausee selbst.

Distanz: 61,4 km, Höhenmeter: 759 m, Zeit: 4 h 53 m, Durchschnittsgeschwindigkeit: 12,6 km/h, Durchschnittsgeschw. in Bewegung: 17,4 km/h, Durchschnitts-HF: 128

auf Strava:

http://app.strava.com/runs/6355940/embed/d51c9eaee06ba9a14eb9b711e7cdcee54e40c1e5

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