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Huegelreiter does Huegelfest! Oder: Maratona dles Volme-, Nahmer und Lennetalschluchten.

In der letzten Woche lief auf Strava die Rapha Rising Challenge. Zu Ehren der 100sten Tour de France mit dem Beinamen „La Centième“.

GranTurismo im Kornfeld
GranTurismo im Kornfeld

Leider sind solche Höhenmeter- bzw. Kletterchallenges viel zu selten auf Strava. Bei den ganzen Kilometer-Sammel-Challenges fühle ich mich immer benachteiligt bzw. nicht entsprechend gewürdigt. Ich bin mit Bergfaktoren um 10 (also Höhenmeter pro gefahrenem Kilometer) schon richtig flach unterwegs, hab‘ also auf 100 km mindestens 1000 Höhenmeter im Sack – und muss dafür schon suchen. Meistens sind es noch mehr. Andere Leute rollen dagegen ihre Kilometer im Flachen und im Windschatten einer Gruppe zusammen… Naja, auch das ist ja ein schöner von vielen schönen Aspekten des Radsports…

In der Rapha Rising Challenge ging es also darum, die kombinierten Höhen (jeweils von Meereshöhe an) des Peyresourde, Ventoux und Col de Sarenne vom 14. bis zum 21 Juli per Rad zu erfahren: 7235 Höhenmeter in 8 Tagen.

Ok, um das in meinen normalen Wochenkilometern unterzubringen, muss man sich auch in Mittelgebirgsregionen schon etwas strecken.

Genug Motivation also, einen richtigen Kracher zu fahren. Ich präsentiere: Das Hügelfest! (Hier erstmal der Link von Speichennippel – sehr gute Nachfahrqualität, sollte trotzdem an zwei, drei Stellen etwas angepasst werden.)

Nun muss ich zugeben, während ich schon früher gerne mal Anstiege planend so miteinander verknüpft habe, dass möglichst viele Höhenmeter pro Tour herauskommen – _dieses_ Hügelfest ist nicht von mir, sondern vom Mitglied Speichennippel des Rennrad-News.de Forums, aktiv beim RV Adler Lüttringhausen.

Und, was soll ich sagen: Top-Route, wirklich schön! Und hart. Denn hier sind nicht einfach nur ein paar Anstiege möglichst eng hintereinander gestellt. Nein, diese Anstiege weisen meist auch in weiten Anteilen 10, 12, 15 und im Maximum sogar bis zu 21 Prozent Steigung auf! Genau das richtige zum Klettern und genau das richtige für ein Climbfest, bzw. ein Hügelfest! :)

Hinterher standen 3132 Höhenmeter auf dem Radcomputer. 3132 „mundgeklöppelte“, barometrisch gemessene (auch das unterliegt natürlich leichten Schwankungen) und nicht per Smartphone App und Co per Geländemodell aufgeblähte Höhenmeter. Und das auf 153,5 km. Zum Vergleich: Der Dreiländergiro mit Start in Nauders, u.a. über Stilfser Joch und Ofenpass führend, weist auf 168 km Strecke 3.300 Höhenmeter auf. Wer braucht da noch Alpenmarathons? Nun gut – jeder. Schließlich sind die Alpen toll! ;-) Aber um für Alpenmarathons zu trainieren, ist man auch hier daheim bestens aufgehoben. :)

Die urprüngliche Route startet und endet in Lüttringhausen, führt aber recht bald sowohl auf der Hin- als auch auf der Rückstrecke durch Beyenburg. Sehr schön, dennn in Beyenburg bin ich recht fix aus Wuppertal entlang der Beyenburger Straße.

Und direkt nach der Brücke über den Beyenburger Stausee geht es links hoch nach Königsfeld. Es ist bestes Wetter, denn ich bin erst Mittags los. Vorher war es ganz im Gegensatz zur ganzen letzten Woche vollständig bedeckt. Aber jetzt kommt die Sonne hervor und es wird ein strahlender Sommertag. Meine 2 Flaschen sind voll und die Trikottaschen habe ich mit einer Waffel und so vielen Rice Cakes in Alufolie, wie hineinpassen vollgestopft. Das langt für 5 Stunden – all zu viel ist es nicht, denn wie üblich sind natürlich auch Kompaktkamera, Handy, Luftpumpe und Schlüssel (und heute auch noch eine Windweste) in den Trikottaschen.

Staying hydrated...
Staying hydrated…

Der erste richtige „Klopper“ ist die Willringhauser Straße, die mich steil aus dem Ennepetal hoch nach Rüggeberg führt. Ich überhole einen Fußgänger. Er ruft „Hast es bald geschafft, sind ja nur 14%!“. Ich entgegne „Schade!“ und „Jo, max sogar 16!“ und ziehe an (nun gut, da wurde es etwas flacher… ;-))

Ortsmitte Höhendorf Rüggeberg mit dem Schmittenboom
Ortsmitte Höhendorf Rüggeberg mit dem Schmittenboom

Wie gewonnen, so (mit viel Spaß) wieder zeronnen. Das Motto der Tour. ;-) Wobei ich sagen muss: trotz des ständigen Auf und Ab – die Route hat „Flow“. Nichts wirkt bemüht oder abgehackt. Der Straßenbelag ist weitestgehend ok bis gut. Da bietet das Bergische viel, viel Schlechteres. Die Straßen führen der Natur der Sache steil aus den eng eingeschnittenen Tälern von Volme, Nahmerbach und Lenne und zwar meist in Form von schmalen, kaum befahrenen Sträßchen durch den Wald. Die ganze Tour ist supereinsam, kaum störender Verkehr. Auf den steilsten Strecken, die im unteren Teil oft lauschig dicht beschattet sind und sich weiter oben dann zu tollen Blicken auf bewaldete Höhenrücken und Talhänge, auf Höhendörfer oder mal kecke Brückenabschnitte der A45 lichten, ist mir kein einziger Mensch begegnet.

Ein Kornfeld nahe Waldbauer.
Ein Kornfeld nahe Waldbauer.

Aber natürlich führt die Strecke auch durch einige Orte. Wiblingwerde z.B., welches sich auf der Ortstafel als höchstes Kirchdorf der Mark (462 m ü NN) bezeichnet.

Hallo Wiblingwerde.
Hallo Wiblingwerde.

Hier öffenen sich weite Blicke zu allen Seiten. Ob in Rennerde oder auf der Strecke hinunter nach Nachrodt. Hier kann ich schon die ersten Blicke auf Burg Altena erhaschen.

Weiter Blick nach Norden zwischen Wiblingwerde und Rennerde.
Weiter Blick nach Norden zwischen Wiblingwerde und Rennerde.
Die Abfahrt von Wiblingwerde nach Nachrodt. In der Ferne über dem Lennetal die Burg Altena.
Die Abfahrt von Wiblingwerde nach Nachrodt. In der Ferne über dem Lennetal die Burg Altena.
Ein erster Blick auf die Burg Altena aus der Ferne.
Ein erster Blick auf die Burg Altena aus der Ferne.

In Altena angekommen, wird nochmal die Burg abgelichtet…

Die Burg Altena oberhalb der Lenne.
Die Burg Altena oberhalb der Lenne.

…und dann geht es in eine Anstiegsschleife hoch zum Wixberg (ja, der heißt wohl so… ;-)). Hier sehe ich auch ein Hinweisschild auf ein Café-Restaurant „Zum Windsack“. Bei genügend Zeit sicher eine angenehme Einkehr am fernsten Punkt der Route. Meine Vorräte (sowohl fest als auch flüssig) gehen zwar zu Neige, einkehren möchte ich aber nicht. Weiter geht’s, wieder hinab nach Altena. Nicht ohne vorher noch den Blick als Panorama fest zu halten.

Bewaldete Höhenrücken oberhalb der Lenne.
Bewaldete Höhenrücken oberhalb der Lenne.

So ähnlich wie hier sahen viele der kleinen Waldsträßchen aus:

Waldstraße am Wixberg oberhalb Altena.
Waldstraße am Wixberg oberhalb Altena.

In Altena denke ich mir, „hier muss doch irgendwo eine Tankstelle sein…“ Fahre etwas an der Lenne entlang, sehe zwar eine Open-Air-Cocktailparty, aber weder eine Tankstelle noch ein offenes Kiosk etc. Viel weiter will ich aber nicht fahren und bummle durch die Fußgängerzone wieder zurück auf meine Route. Also mit den letzten Schlucken erst mal noch den heftigsten Anstieg der heutigen Runde fahren: Kreinberger 21!

So habe ich das entsprechende Segment auf Strava genannt, welches den Anstieg von Einsal bzw. Opperhusen nach Wiblingwerde kennzeichnet. Auf Quäldich.de sprechen sie davon, dass sich eine härtere Prüfung als besagte Ostanfahrt hoch nach Wiblingwerde im Sauerland kaum finden liese. Ich bin geneigt, dem Recht zu geben. Hatte ich im Frühjahr dort auf einigen Anteilen bis zu 21 % auf dem Radcomputer stehen, sprang meine Anzeige heute im Maximum auf 19 %, mal ganz kurz auf 20 %. Nun ja, solche Messungen sind halt nie ganz absolut.

Ein Windrad auf der Höhe neben der A45.
Ein Windrad auf der Höhe neben der A45.

Oben in Wiblingwerde wusste ich: der härteste Anstieg ist geschafft. Aber auch: ich bin noch längst nicht zu Hause. Aber auch meinen letzten Rice Cake hatte ich noch unten im Tal gegessen… Die Flasche war auch fast leer. Jetzt war es etwas blöd, dass die Tour so einsam war. Am Garmin schaute ich auf der Karte, wo wohl der nächste wenigstens etwas größere Ort kommen würde. Und mit Navigon auf dem iPhone suchte ich die nächste Tankstelle. Heedfeld. Bingo – sogar fast genau auf der Strecke. Sehr fein.

Danke, Tanke!
Danke, Tanke!

Einmal Auftanken, bitte: Ein Salami-Brötchen mit Tomate, ein kleines Twix mit auf den Weg. Eine Gatorade, eine kleine Flasche Wasser. Ach  ja, und noch eine Packung AAA-Batterien. Die vorherigen sind mir beim Sturz letztens aus dem aufgeplatzen Rücklicht verlustig gegangen. Bestens: jetzt konnte es weitergehen. Sogar mit Licht, denn die Dämmerung würde bald einsetzen. Einsame Anstiege durch den Wald gab es jetzt auch nicht mehr, aber neben Landstraßen blieben mir die kleineren Nebensträßchen doch erhalten.

So kam ich bei Burg wieder im Ennepetal an, fotografierte den in den letzten Farben leuchtenden Abendhimmel und machte mich auf den nächsten Anstieg wieder hoch nach Rüggeberg.

Abenddämmerung im Ennepetal
Abenddämmerung im Ennepetal.

Hinab in das Tal der Heilenbecke (ganz nahe bei der Heilenbecker Talsperre) und wieder hinauf nach Remlingrade. Und schon war ich wieder in Beyenburg.

Ab hier ging es im Zeitfahrmodus flach die Beyenburger Straße auf selbem Wege zurück wie ich heute mittag hergefahren war. Meine Verpflegungsstrategie ist voll aufgegangen. Immer schön vom Start weg alle rd 45 bis 50 Minuten eine kleine Portion essen und das durchgehend. Dabei ordentlich trinken. So hatte ich auf dieser Strecke noch richtig guten Druck auf den Pedalen und auch in Wuppertal fuhr sich der Akropolis-Schlenker locker-flockig mühelos. Auch wenn ich dann später daheim erstmal ächzend auf den Stuhl sank – im Grunde hätte ich so auch nach 154 km noch sehr gut weiterfahren können. Optimal! :)

Distanz: 153,5 km, Höhenmeter: 3132 m, Zeit: 8 h 19 m, Durchschnittsgeschwindigkeit: 18,7 km/h, Durchschnittsgeschw. in Bewegung: 22,7 km/h, Durchschnitts-HF: 130

auf Strava:

Strava_20130720

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