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Rennräder und Rennradkomponenten – Werbung für mehr Probefahrt-Möglichkeiten

Eines meiner Lieblingsthemen ist ja „Rennrad Probefahren“. Bzw. Equipment-Erfahrungen aus erster Hand machen.

Weil es natürlich Spaß macht. Weil es den Erfahrungshorizont erweitert. Und klar: weil es für Kauf- oder Upgrade-Entscheidungen erforderlich ist.

Deswegen ist mir just gestern bei einer Online-Befragung eine klaffende Lücke, ja eine gerade zu unverzeihliche Auslassung sauer aufgestoßen. Zeigt sie doch, wie wenig anscheinend in der Radindustrie das Thema „Try before you buy“ bzw. Probefahrt verinnerlicht ist.

Was fehlt in der folgenden Auflistung bei Frage 12?

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Zwei ausgewählte Fragen einer als Verlosung angelegter Zielgruppenbefragung Rennradfahrer.

Richtig! Die Probefahrtmöglichkeit!

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Klar sind auch ein paar andere Punkte von 12. wichtig. Aber der alle anderen genannten Punkte in der Wichtigkeit übersteigende Punkt fehlt: Die Verfügbarkeit von Radmodellen für ausführliches persönliches Ausprobieren!

Nur so wird ein Schuh daraus. Klar, die anderen Punkte sind für Hersteller und Handel natürlich auch wichtig. Klar ist aber auch: Ohne anfassen, ohne direktes Erleben – Live und in Farbe – und ohne Probefahren springt der Funke nicht über. Wer ein neues Auto kaufen will, bekommt beim hinterletzten Minihändler in kleinsten Dorf die Möglichkeit, den Wagen in der gewünschten Motorisierung probe zu fahren. Bei Radläden, gerade auch bei denen, die exklusivere Ware anbieten ist da überwiegend Fehlanzeige.

Seien wir doch ehrlich: Begehrlichkeiten können durch schöne Fotos geweckt werden. Egal ob über Instagram, ob über einen Artikel in einem Printmagazin oder ob über Webmagazine oder Blogs. Da können auch Tests oder Erfahrungsberichte gefunden werden. Die können entweder hilfreich sein und Begehrlichkeiten weiter befeuern und auch schon zu Auswahl-Entscheidungen führen oder zumindest beitragen. Oder sie sind ziemlich nichts-sagend und helfen nicht weiter.

Gründe, warum das so ist, gibt es viele. Entweder sind die Tests zu oberflächlich oder nicht hinreichend trennscharf (es gibt nur „sehr gute“ und „ein klein wenig weniger sehr gute“ Produkte, um die Werbekunden nicht zu vergrätzen) oder das Testfeld umfasst schlicht nicht das oder die Produkte bzw. Radmodelle, die bei einem selbst gerade in der näheren Auswahl sind.

Und über allem steht natürlich: Was ist mir der Spaß an meinem Hobby Wert und wieviel Spaß bzw. Mehrwert messe ich einem Upgrade, einem Laufradsatz, einem neuen Fahrrad bei?

Deswegen auch…

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Ja klar, das ist schon ein bisschen unbescheiden. Und ganz klar muss man eingestehen, letztendlich zählt jeder dieser Punkte irgendwie. Mehr oder weniger. Aber auch hier gilt: Woran ich nicht selbst mal wenigstens Hand angelegt habe und was ich nicht selbst mindestens einmal getestet habe, das kaufe ich mir auch nicht. Und ihr solltet es ähnlich handhaben.

Wenn es nur nach der Optik und dem Habenwollen-Effekt geht, nach dem Motto: „Ist teuer, sieht geil aus, ist aus Carbon, Luxusmarke – muss ja toll sein. Ergo – Shutup and take my Money“ dann ok, dann bin ich raus. ;-)

Wahrscheinlich sind das aber die allerwenigsten potenziellen Kunden, auf die diese Haltung zutrifft. Die Nische in der Nische so zusagen. Die Schnittmenge aus „Hat genug Geld“ und „Mich interessiert gar nicht so sehr, ob das, was gekauft wird, für einem persönlich auch wirklich sinnvoll ist und auch beim persönlichen Benutzen gefällt“

Hersteller von hochwertigen Fahrrädern im Allgemeinen, Rennrädern oder auch Mountainbikes im Speziellen und Hersteller von Radkomponenten sind gut beraten, potenziellen Kunden jegliche mögliche Gelegenheit zu bieten, ihre Produkte kennenzulernen. Direkt selbst und persönlich. Nicht nur über Umwege durch Anzeigenschaltung in Print oder Online und durch das Beliefern von Testmagazinen.

Schließlich kommt der Appetit ja auch beim Essen. Jemand, der die Gelegenheit erhält, mal ein wirklich gutes Rennrad zu bewegen, kann allein durch den „Aha-Effekt“ zu einer ernsthaften Kaufabsicht gelangen.

Und jemand, der überlegt, ein vielfaches seines monatlichen Rad-Budgets in ein neues Rad oder einen hochwertigen Laufradsatz zu investieren, der will sichergehen, ob ihm das Rad passt, ob ihm das Fahrverhalten liegt usw. Manche Sachen offenbaren sich auch trotz Studium der technischen Daten erst beim tatsächlichen selbst „Erfahren“ im Wortsinn.

Und dabei hilft es ganz und gar nicht, nur das passende Rad-Modell, aber in einer völlig unpassenden Größe zu fahren. Oder mit schlechten Laufrädern oder Komponenten. Es muss schon genau die richtige Größe sein, sonst ist ein solcher Test nicht viel Wert.

Ich habe davon in der Vergangenheit bereits ausführlicher geschrieben. Aus der Sicht eines Kaufinteressenten. Siehe meinen Artikel Probefahrtwüste Deutschland.

Und kürzlich war ich in Koblenz und habe ein sehr positives Beispiel genießen können. Auch darüber habe ich kurz etwas geschrieben.

Darum nochmal die Werbung:

  • Liebe Hersteller, nutzt Messen und Events dafür, mit einer umfangreichen Testrad-Flotte (oder Testlaufrad, Test-Radcomputer, Test-Wasauchimmer) vor Ort zu sein. Schafft vielleicht selbst solche Events. Seid vielleicht auch eine Woche davor und/oder danach (aus eigener Erfahrung: besser davor) vor Ort, um im Umfeld solcher Events präsent zu sein. Eure potenziellen Kunden haben dann die Möglichkeit, euch gezielt anzulaufen und Zeit für einen Test zu finden. Am Tag des Events selbst mag das unmöglich sein oder mit anderen Interessen kollidieren.
  • Stoppt aber nicht an dieser Stelle. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, um eurer Marke und euren Produkten physikalische Präsenz zu verleihen, aber im Zweifel erreicht ihr den Kunden mit seinem Testbedarf nicht. Auch wenn Ihr eine Tour durch Deutschland macht, selbst einmal im Frühjahr und einmal im Herbst, was schon sehr toll wäre… Im Zweifel ist die Anfahrt für eure potenziellen Kunden aber immer noch zu weit oder nächste Termin mehr als ein halbes Jahr entfernt. Ergo: Habt einen gut organisierten Test-Pool, aus dem sich eure Händler bedienen können, wenn Sie selbst keine eigenen Räder dafür nutzen können oder wollen. Und bestärkt eure Händler auch darin, dieses Angebot zu nutzen.
  • Testet neue Internet-Services und prüft, ob ihr die euch zu Nutze machen könnt. ListnRide zum Beispiel. Alles, was euch mit konkreter Einfachheit nahe an den Kunden bringt. Unabhängig von einem Händlernetzwerk, das im Zweifelsfall sowieso nicht dicht genug, nicht willens oder einfach auch nicht fähig (denn – es muss sich natürlich auch für einen Händler rechnen, völlig verständlich) genug ist
  • Unterhaltet Showrooms (mit angeschlossener Testflotte). Dabei ist es für den potenziellen Kunden zunächst einmal zweitrangig, ob das ein Händler ist, der von euch mit Modellen und anteiliger Finanzierung von Räumlichkeiten (Händlern wird hier das Lachen im Halse stecken bleiben, die Realität sieht nach dem, was ich so wahrnehme, ganz, ganz anders aus) unterstützt wird oder ihr komplett eigene Showrooms unterhaltet.
  • Und dann macht Werbung dafür und tragt eure Termine in solch schöne Übersichten wie hier bei Rennrad-News und mtb-News ein: https://www.mtb-news.de/events/rennrad-testen-testevents/

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