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Das iPhone als Radcomputer: Teil 3 von 3 – ANT+ ist Muss.

Hier nun Teil 3 der kleinen Serie zur Nutzung des iPhones als Radcomputer.

Das iPhone ohne weiteres Zubehör (bis auf einen sinnvollen Halter) hatten wir in Teil 1 betrachtet. Schon ganz nett, aber es fehlt ein wenig die Puste (sprich: Akkulaufzeit durch dauernde GPS-Nutzung) und es fehlen Zusatzdaten, auf die man in der Trainingssteuerung Wert legt, die aber externer Sensoren bedürfen.

In Teil 2 schauten wir uns eine Lösung mit externen Sensoren an. Leider proprietär (also ein nicht erweiterbares System) und nur mit Geschwindigkeit und Trittfrequenz. Zudem verwehrt der Dongle externe Stromversorgung, so diese gewünscht wird.

Was wäre, wenn es eine Möglichkeit gäbe, drahtlos bereits auf dem Markt befindliche Sensoren unterschiedlicher Bauart und unterschiedlicher Hersteller an das iPhone (oder Android Smartphones oder andere Radcomputer) anzubinden? Solche Sensoren gibt es in unterschiedlicher Form: als Herzfrequenzbrustgurt, als Geschwindigkeits- und Trittfrequenzsensor (z.B. der GSC10), als Leistungsmesser (z.B. Powertap, Power2max etc.), als Schrittzähler oder sogar als Körperfettwaage. Letztere braucht man zwar nicht während des Radfahrens, aber damit können direkt Körperdaten in die Trainingsverwaltung übernommen werden.

Genau dies leistet das ANT+ Protokoll. Quarq, Look, VDO, SRM und als vielleicht als bekanntester bzw. verbreitester Hersteller Garmin sind einige der Firmen, die im Radsportbereich (und darüber hinaus) ANT+ verwenden. Und seit letztem Jahr gibt es auch einen ANT+ Empfänger-Dongle für das iPhone: den ANT+ Fisica Key.

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Er wird von der Firma wahoo fitness hergestellt und vertrieben. Das schöne daran: Wahoo stellt den Dongle (und einige weitere Hardware) und daneben hauptsächlich die Schnittstelle für das Ansprechen des Dongles her. Andere Hersteller und Programmierer können dann hergehen und ihre Apps für die Verwendung von über ANT+ drahtlos angeschlossenen Sensoren erweitern. Und das haben schon eine ganze Menge getan.

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Jede Menge Apps, die meist im Minimum die Aufzeichnung der Herzfrequenz zur Verfügung stellen und viele, die darüber hinaus auch Radgeschwindigkeit über Felgenmagnet, Trittfrequenz und Leistungsmessung einschliessen. Das sind übrigens auch viele Apps, die man auch ohne den Fisica Ant+ Key und ohne externe Sensoren für das Aufzeichnen seiner sportlichen Aktivitäten nutzen kann (siehe Teil 1 dieses Beitrags).

Neben dem kleinen, oben gezeigten Dongle stellt Wahoo auch einen sehr tauglich (wenn gemäß Video auch fummelig anzuwenden) aussehenden Halter mit integriertem ANT+ Transceiverzur Verfügung. Um die Akkulaufzeitproblematik zu umgehen (ohne ständige GPS-Nutzung, welche im iPhone zusätzlich zum großen Screen viel Strom braucht, macht der Einsatz eines solch leistungsfähigen Endgerätes schließlich wenig Sinn) bietet dieser Halter auch die Möglichkeit, optional einen speziellen Akkupack anzuflanschen oder über den per Micro-USB herausgeführten Lade- und Datenport einen beliebigen andereren USB-Akkupack zu verwenden oder auch das iPhone mittels diesem Micro-USB-Port zu syncen.

Etwas unklar ist mir dabei die Formulierung „microUSB port for charging/data connection with tethered rubber plug when not in use“. Wenn dies bedeuten würde, dass das iPhone nur dann geladen werden kann, wenn man es gerade nicht als Radcomputer nutzt, wäre das auch wieder ein Minuspunkt für einigermaßen ausgedehnte Trainingseinheiten bzw. Radtouren.

Wer noch mehr Infos und einen weiteren Blickwinkel zum Wahoo Fisica Key erhalten möchte, dem empfehle ich, auch mal bei DC Rainmaker vorbei zu sehen. Eine sehr informative Quelle für ausführliche Praxis Tests von Fitness-Elektronik bzw. Pulsuhren und Radcomputer. Dort habe ich einen Bericht vom Mai letzten Jahres zum Wahoo Fisica Key gefunden.

Es gibt übrigens noch mindestens einen weiteren Anbieter von ANT+ Sensoranbindung an das iPhone. Das wäre Pedal Brain. Ich erwähne dies allerdings nur der Vollständigkeit halber, denn das beworbene Produkt scheint nicht so recht an Fahrt aufzunehmen und ehrlich gesagt, ich kann auch gut verstehen, warum. Im Gegensatz zu der recht offenen Lösung von Wahoo setzt Pedal Brain auf einen integrierten Halter und eine eigene, geschlossene Software Plattform. Augenscheinlich versteht man sich weniger als Hardware-Hersteller, sondern eher als Trainingsplan-Anbieter. Man muss also nicht nur den ANT+ iPhone Halter kaufen, sondern soll dann auch noch einen monatlichen Abopreis für unterschiedliche Trainingspläne ausgeben. In meinen Augen müssen solche Dienstleistungen schon sehr viel mehr bieten, damit sie für Sportler überhaupt interessant werden. Und dann möchte Pedal Brain sich auf einen sehr kleinen potenziellen Markt von Sportlern, die ein iPhone mit ANT+ Sensor verwenden, konzentrieren? Nun ja, der letzte Blogeintrag auf ihrer Webseite ist vom Juli letzten Jahres…

Fazit:

Ja – so sieht sie also aus, die ideale Inkarnation des iPhones als Radcomputer. Auf Basis des Wahoo Fisica Keys. Ist es aber auch der ideale Radcomputer im absoluten Sinn? Das mag jeder für sich entscheiden. Sicherlich lässt sich mit der richtigen App und der gleichzeitigen Funktionalität des iPhones als internetfähiges Smartphone schon noch die eine oder andere clevere und interessante Idee verwirklichen, die ein dedizierter Radcomputer, selbst eines Schlages wie des Garmin Edge 800, nicht bieten kann.

Z.B. der Livetracker, der (in diesem Fall mit speziellen Android Smartphones, für die Vieles der in diesem dreiteiligen Bericht Geschriebenes synonym gilt) durch das HTC Team während der letztjährigen Tour de France angeboten wurde.

Insgesamt gesehen ist mir zum momentanen Stand trotz allem ein dedizierter, kompakter Radcomputer am Lenker und das iPhone in der Trikottasche noch die liebste Kombi. Ich möchte gern zwei getrennte Geräte. Der Radcomputer ist obendrein kompakter als ein iPhone allein mit Halter, ganz zu schweigen als ein iPhone samt Zusatzakku. Und er hält wesentlich länger durch.

Was wäre, wenn Smartphones generell eine längere Akkulaufzeit erhielten? Wieder eine Woche mit einer Ladung auskämen wie normale Handys zuvor? Wenn sie so robust wären, dass man sich keine Sorgen machen müsste, wenn mal ein Steinchen gegen die Rückseite fliegt oder ein paar Regentropfen auf’s Display fallen und man sie somit pur – ohne Haltegehäuse – am Lenker befestigen könnte? Ja dann, dann sähe die Sache wieder anders aus. Bis dahin…

…keep on biking! :)

5 Kommentare

  1. Sehr interessanter und ausführlicher Test. Habe mich auch mit dem Thema beschäftigt und die app runtastic getestet: phantastisches Interface. Alles in einem Gerät, dem iphone zu haben, wäre super, hat aber die offensichtlichen Nachteile wie schlechter lesbares Display, Stossempfindlichkeit und hoher Stromverbrauch. Habe mir das wahoo case gekauft und getestet, ob es mit den ciclosport Sensoren (womit ich schon drei Räder gestückt habe) funktioniert. Klappt wunderbar. Als Akku nehme ich den just mobile 2.1 plus für Touren, die länger als 3 Stunden dauern. So habe ich die wichtigen Funktionen mit dem Ciclopsort cm 8.3 am Lenker und die volle Information nach den Fahrt. Das iphone bleibt – bis auf das Trekking-Bike – in der Trikottasche.

  2. Ah, auch nicht schlecht. Jo. Eine Möglichkeit für ein Randonneur oder Touring-Rad, welches vielleicht schon von Hause aus einen Nabendynamo mitbringt (um sorglos stundenlang durch die Nacht zu fahren) wäre auch ein USB-Port für den Vorbau, wie z.B. The Plug von Supernova.Dann hätte man eine sauber integrierte Möglchkeit, Gerätschaften wie ein iPhone unterwegs zu laden. Das ist auf einer längeren Trekking-Tour ja sowieso eine sinnvolle Sache (damit das Smartphone auch für die Off-Bike Zeiten immer genügend Saft hat, oder um auch 24h-Rennen und längere ohne Sorgen um den Akku aufzeichnen zu können).

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