Letzte Woche Montag (03.12.2018) hatte Apidura ihre brandneue „Racing Series“ vorgestellt.
Sie besteht aus drei Teilen: einer sehr kompakten Bikepacking Satteltasche, einer sehr kompakten Rahmentasche und einer moderat kompakten Lenkertasche. Um diese Lenkertasche soll es hier gehen.
Mit der neuen Racing Series möchte Apidura noch spezifischer auf die Bedürfnisse von kompetetiven Ultra-Distanz-Rennen und Audax-Veranstaltungen eingehen. Möglichst leichtgewichtig und möglichst kompakt sollen die Taschen sein. Kein Geringerer als Kristof Allegaert ist auf den begleitenden Bildern der Apidura Webseite zu sehen. Und er und andere hocherfahrene Apidura Ambassadors wie z.B. auch Sarah Hammond wurden nach ihren Anforderungen und Vorstellungen befragt.
Wer Kristof kennt bzw. die Bilder seiner Räder, mit denen er Rennen vom Schlage eines Transcontinental oder Indian Pacific Wheel Race gewinnt, weiss, dass „Less is more“ bei ihm keine hohle Phrase ist. Ich glaube, ihm ist das gesamte dreiteilige Set auf den Leib geschneidert. Für mich wäre die Gesamtkapazität selbst für ein 7-Tage Rennen viel zu gering. Aber das macht ja nichts – Auswahl ist gut. Und man kann ja kombinieren.
Neues Material / neuer Look
Für das Kombinieren wäre es aber sehr schön gewesen, wenn Apidura mit der Racing Series kein ganz neues Design eingeführt hätte. Die Taschen sind jetzt schwarz und anstelle der gelben Polygone sind nun an den Kanten aufgefächerte Winkel in reflektierendem Silber und Gelb aufgedruckt. Mein Eindruck: geht so. Verbunden mit dem Design ist aber auch die Verwendung eines eigens für Apidura entwickelten, wasserdichten und verschweissfähigen Laminats.
Die Racing Series Handlebar Pack
Das wichtigste zuerst: es ist wirklich eine Lenkertasche, die für Rennlenker und für den Zugriff während der Fahrt gemacht wurde! Was man sonst so von so ziemlich allen Herstellern von Bikepacking-Taschen für den Lenker findet, sind Taschen mit beiderseitigen Rollverschlüssen. Die sind für breite Flatbarlenker sicher recht praktisch. Aber selbst die kompaktesten unter ihnen kann man nur eher schlecht als recht zwischen den Drops eines Rennlenkers unterbringen. Wenn er sehr breit ist und sogar etwas Flare hat, geht es so lala. Wenn man einen klassischen Rennlenker benutzen will und den vielleicht auch noch in einer Breite unter 42 cm, dann wird es ein Gewürge. Und an den Inhalt kommt man in montierter Form dann schon mal gar nicht. Also nichts für die Regenjacke, an die man bei einem Schauer schnell heran kommen möchte. Oder vielleicht für eine Kamera. Oder für den Löffel, mit dem man seinen gerade gekauften Joghurt essen möchte.
Deswegen benutze ich ja auch immer meine kleine Ornot Handlebar Bag (wie hier z.b. in meinem Artikel zum Cockpit Setup zu sehen)
Und endlich nimmt sich auch mal ein Bikepacking-Taschenhersteller dieser Lücke an! Deswegen hatte ich auch am Montag die Racing Handlebar Pack vom Fleck weg bestellt, um sie mir anzusehen und meinem Arsenal hinzuzufügen.
Bereits einen Tag später war sie hier. Wirklich testen konnte ich sie noch nicht. Weil ich aber festgestellt habe, dass die Fotos auf der Apidura Webseite nicht wirklich einen vollständigen Eindruck von der Tasche vermitteln, bin ich erst einmal selber für euch tätig geworden. Auch in der Transcontinental-Gruppe auf Facebook wurde der Wunsch nach besseren Fotos laut. Deswegen hier an dieser Stelle noch kein Test, aber schon mal viele Fotos, damit ihr die Features etwas besser einschätzen könnt.
Ich muss nämlich sagen: nach dem Auspacken war ich erstmal etwas enttäuscht. Im Englischen schreibe ich ja gerne „underwhelmed“. Sprich: ich war etwas unterwältigt, was die reine Tasche angeht. Mein erster Gedanke war: vielleicht ist sie ja doch etwas zu sehr reduziert? Was für den Preis ganz und gar nicht gilt. 130 Euro für das Dingen? Also entweder finde ich beim Testen, dass sie genial auf das Nötigste reduziert ist, oder ich werde doch einem weniger restriktiven Ansatz (und weniger hohen Preis) nachtrauern. Das muss die Praxis zeigen.
Hier jetzt also erstmal die Fotos und meine ersten Eindrücke:

Die Lenkertasche wird mit 5 Liter Volumen angegeben und wiegt 265 gr. Sie ist an der Oberseite 12 cm tief und 28 cm breit. An der Unterseite ist sie 26,5 cm breit und sie ist 18 cm hoch. Als Größenvergleich habe ich links einen Wahoo Elemnt und rechts eine Sigg Wasserflasche beigefügt.

So sieht die Tasche von oben aus.

Hier habe ich die 4 beigefügten Klettbänder aus den Laschen entfernt. In diesen Laschen ist das die Konfiguration für die Befestigung an den Aerobars eines Zeitfahr-Lenkeraufsatzes. Ihr seht zwei ovale Bereiche an den Rändern, wo der Stoff etwas flexibel und gespannt aussieht.

Das sind zwei durch den Deckel erreichbare Taschen, besser, Netzstoff-„Socken“ die fest mit dem Deckel verbunden sind. Hier habe ich eine Art Regenschutzklappe hochgeklappt. Das ist der erste Schritt, um an den Inhalt zu kommen.

Diese Klappe und ein weiterer Streifen darunter sind steif, aber flexibel. Wie ein Stück Federstahl. Aufgespreizt ergibt sich diese, leider nicht sehr runde Öffnung. Um Kleinkram wie Riegel oder ähnliches hineinzustecken, reicht das bestimmt.

Damit diese Teile dann nicht im Hauptfach verschütt gehen, sind innen über die Höhe der Tasche diese zwei Mesh-Socken eingenäht. Am Deckel sind sind fest verbunden und unten hinten mit je einer Druckknopf-Lasche an der Innenseite der Tasche befestigt. Das macht die Tasche bestimmt sehr flexibel, was die Verwendung des Innenraums angeht. Man kann auch den ganzen Innenraum für einen Biwaksack oder was auch immer verwenden. Oder man lässt halt Raum, damit man in die Socken etwas hineinbekommt. Wo ich etwas Sorgen habe, sind das Unterbringen von eher kleinen und eher eckigeren Teilen. Kabelbinder, eine(n) Spork etc. Ob die sich nicht in dem ganzen Stoff im inneren dann verheddern?
Ich finde diese „Socken“ auch nicht ganz so praktisch wie eine dedizierte Foodpouch. Ich würde da nicht wirklich krümelige angebrochene Müsliriegel o.ä. unterbringen wollen.

Das hat aber auch mit der Zugänglichkeit zu tun. Diese ist zwar während der Fahrt gegeben. Aber es ist schon etwas mühsam, erst die Kante hochzuklappen und dann den Ring nach innen zu drücken. Auch hier wieder: das geht bestimmt sehr gut für Kleinkram. Aber für größere Verpflegung und besonders für weitere Flaschen ist der Zugriff viel schlechter. Das liegt vorrangig daran, dass die Öffnung nur so gerade oval bis linsenförmig ist. Bis man da eine Flasche hineingesteckt hat… Da muss man fest drücken…
So sieht es übrigens aus, wenn die Tasche an einen normalen Rennlenker ohne Aerobars befestigt ist. Der Lenker im Foto ist 42 cm von Außenkante zu Außenkante breit.

Dazu nimmt man zwei der Klettbänder und fädelt sie durch die Laschen an der Oberkante der Rückseite der Tasche. Unten hat sie ein weiteres Band, mit der man eine Verzurrung gegen das Steuerrohr vornehmen kann.

Hier sieht man sehr gut das Mesh-Gewebe der Deckeltaschen (mit Lichtquelle in der Tasche aufgenommen). Auf dem Deckel ist noch diese flache Netztasche. Vielleicht fällt euch ein, was ihr da hinein packen könntet. Vielleicht den Haustürschlüssel oder Autoschlüssel bei kurzen Tagesausflügen. Viel mehr mag da wohl nicht sinnvoll hineinpassen.
Das war es leider auch mit praktischen Zusatzapplikationen. Eine kleine Netztasche an den Außenseiten, wie es meine Ornot-Handlebar Bag hat, wäre mir hochwillkommen gewesen.

So sieht die Tasche aus der Fahrerperspektive aus. Ich habe mal links eine 0,3 l Cola-Flasche und rechts die Sigg-Wasserflasche hineingesteckt. Solcherart befüllt, bleibt dann aber leider auch nicht mehr furchtbar viel von der Hauptfach-Kapazität übrig.

Obacht bei kleinen Rahmen und der direkten Lenkermontage. Mit eher kurzen Steuerrohren und ohne riesige Spacertürme ist nicht mehr sehr viel Platz zwischen Unterkante der Tasche und dem Vorderreifen. Hier ist gerade noch die Gabelkrone sichtbar und das reicht auch vollkommen aus. Tiefer darf es aber nicht mehr werden und Platz für eine Lampe an der Gabelkrone wäre hier definitiv nicht mehr.

Das sieht bei der Montage an den Aerobars schon ganz anders aus. Zum einen wird die Tasche wunderbar über die vier Kontaktpunkte am Deckel an den Zeitfahraufsätzen befestigt. Sie hängt so sehr viel schöner und komplett aufrecht als nur hinten an einem Lenker befestigt. Hier an meinem J.Guillem Orient kommt hinzu, dass ich meine Aerobars ohnehin nochmals 20 mm über dem eigentlichen Lenker befestigt habe. So bleibt ausreichend Raum nach unten.

So sieht das dann von oben aus. Ich muss sagen, das sieht sehr elegant und sauber aus. Trotz meines eher etwas breiten Aerobar-Abstands, der durch die Double-S-Bend-Form nochmals vorne breiter wird, passt die Tasche sehr gut und auch die Deckelöffnungen sind voll zugänglich. Was aber auch daran liegt, dass diese ja auch eher oval als rund sind.


Ja, so sieht die Apidura Racing Series Handlebar Pack im Detail also aus. Ob sie das Zeug hat, zum Bestandteil meines TCR-Setups zu werden, muss ich noch sehen. Ohne meine Foodpouch vorne in den Aerobars mag ich mir das nicht vorstellen. Es gilt also, erst mal die neue Tasche wirklich in der Fahrt zu testen und dann zu tüfteln, wie ich sie mit anderen Bestandteilen zu einem Gesamtsystem füge.
Danke für die detaillierte Vorstellung. Wie sieht es denn mit der Wasserdichtigkeit aus? Die linsenförmigen Klappen an der Oberseite sind vermutlich nicht dicht, oder?
Die Montagemöglichkeit an der Aerobar ist natürlich genial. Bisher hatte ich mit der kleinsten Variante der Handlebarbag von Ortlieb geliebäugelt, die passt eng gewickelt knapp an eine 420er Dropbar. An die Probleme mit dem Zugriff im montierten Zustand hatte ich noch gar nicht gedacht. Und die neue Apiduravariante ist schon echt eleganter. Aber eben auch echt kleiner. Wohin dann mit Schlaf- und Biwaksack? Mit Ihren 5 Litern ist sie nur 1,5 Liter größer als die (auch allein nutzbare) Zusatztasche von Ortlieb.
Nun gut, Allegaert und Co. (und vermutlich auch Du) haben natürlich in Summe schon andere Anforderungen als ich.
Mhmm – Bisher waren Ortlieb Handlebarbag mit Accessorybag meine Favoriten für den Lenker, jetzt bin ich wieder verunsichert….
Viele Grüße aus Duisburg,
Markus
Hallo Markus – also wenn die Klappen nicht wasserdicht wären, wäre die ganze Tasche fehlkonstruiert. Die müssen schon halten. Tauchdicht wird sie natürlich nicht sein.
Man muss sehen, was man am Lenker unterbringen möchte. Kristof hat sein Biwaksack vornedrin. Was noch, weiss ich gar nicht. Ich habe in meiner Ornot-Tasche bisher diversen Kleinkram gehabt: Schloss, zweite Akkuleuchte, Sonnencreme, Spork, Flickzeug, Mineralsalz-Kapseln und so Kram.
Interessant hätte ich es gefunden, wenn man quasi zwei Foodpouches rechts und links gehabt hätte. Und dann meinetwegen noch ein Gedöhnse Fach in der Mitte. Den Platz nur für den Schlafsack zu verschwenden macht keinen Sinn bzw, Kombibetrieb mit Gedöhnse ist ja auch nicht so wirklich dolle.
Und der Preiswiderstand ist mir zu hoch, um eine halbgare Lösung aus zutesten. Da hätte ich es spannender gefunden, eine komplett geschlossene Tasche zu haben, für den Schlafsack usw. und noch ein bisschen Mesh für den Kleinkram.
Ja, hmm, hmm, vielleicht ein ticken modularer? Sicher auch interessant, wäre dann aber ein anderes Konzept. Denn mit separaten Foodpouches links und rechts bliebe halt kaum noch ein sinnvolles Hauptfach über – zumindest wenn man in der Breite bleibt. Was man ja muss, will man in einen Rennlenker passen. Es ist schon schwierig, es da jedem Recht zu machen. Bei der Vielzahl der möglichen Cockpitkonfigurationen gerade mit Aufliegern. Wahrscheinlich muss man sich einfach nur von der Foodpouch-Denke lösen, um von dieser Tasche nicht enttäuscht zu sein. Statt dessen sollte man wohl besser in „durch den Deckel durchgreifbare Extra-Innenbeutel“ denken. Dann kann es vielleicht sogar richtig cool sein. Aber man (also ich) braucht dann doch noch die gewohnte (auch tiefe) Foodpouch, in die auch eine Flasche schnell und einfach rein- und rausgleiten kann. Und in der man auch ausführlich kramen kann.
Der Praxis Test wird es zeigen! Ich bin gespannt. :)
Der Preis ist allerdings eine Ansage.
Ich finde die Idee sehr spannend. Meine Foodpouch kann ich am Lenker mit montiertem Aero nicht mehr während der Fahrt nutzen, also schon Riegel reinstopfen geht, aber darüber sitzt dann direkt die Armauflage. Im Moment sind da dickere Handschuhe drin weil es so unbeständig ist.
Hatte gedacht, ich bekäme da ggf. eine 610ml Camelbak Podium Iso Flasche rein + 3/4 Regenhose, Regenüberschuhe, Helmcover, Regenhandschuhe, Buff, Racecap und paar Snacks wie ne Banane + Nüsse. Dazu ggf. noch nen Spork, Powerbank, Ersatzakku, Microschloss.
An meine jetzige 3,5l Ortlieb Accessory komme ich da während der Fahrt garnicht, zwischendrin nur sehr fummelg ran. Bis auf die Flasche passt aber alles o.g. bei 2x rollen noch rein. Wobei ich die Snacks ja auslagern könnte in meine Foodpouch.
Und das sind ja nur 3,5l. Meinst du das ginge dann auch problemlos in die rein rechnerische 5l Apidura? Da müssten ja theoretisch noch 1,5l Platz sein, also mehr als genug für 610ml+-? Oder sind das wieder so geschönte 5l die in der Realität eher 2,5 sind?
5echte Liter wären schon echt fein, dann würde ich mir das mal ansehen, nur sieht die auf den Bildern schon kleiner aus als die Ortlieb Accessory? o.O
Und die war binnen 24 Stunden aus UK bei dir? Respekt, oder hattest du nen deutschen shop?
Hi,
also wenn du das alles, was du genannt hast, in eine 3,5 l Tasche bekommst, wirst du es wohl auch in die 5 l Apidura Tasche bekommen. Beachte, dass durch die Flasche in der einen Seite dann wohl so geschätzte 0,5 l schon mal weg sind. Also Iso-Flasche wird die Camelbak auch etwas rausschauen, weil sie eine gewisse Höhe aufweist. Das muss ja nicht schlimm sein.
Für mich hört sich das aber schon recht viel an. Das mag aber vom jeweiligen Volumen der Dinge abhängen.
Bestellung war direkt in UK.
Moin!
Toller Blog und endlich mal einer, der sich mit Apidura Racing beschäftigt. Gibt es denn inzwischen neue Erkenntnisse?
Dazu eine Bitte an den erfahrenen Bikepacker: Welche Alternativen habe ich denn überhaupt für „normale“ Rennlenker? Fahre einen 42er Deda und eine wirklich vernünftige Tasche, wo man auch was hereinbekommt, finde ich einfach nicht…
Grüße aus NRW
Christian
Hallo Christian,
Mein Stand zur Racing Bag nach ein paar mal testen:
Damit der Platz zwischen den Außenkanten der Tasche und den Schalt-/Brems-Griffen nicht zu Eng wird, sollte man mindestens 42 cm breite Rennlenker fahren. Ich fahre 40 cm und da komme ich einfach immer mit den Daumen an die Tasche, wenn ich in den Hoods fahre. Es geht, ich finde es aber unschön.
In den Tops zu fahren, ist auch nicht so prickelnd, weil da der Abstand zum Lenker null ist. Je nach persönlicher Aerobar-Konfiguration kann man aber sicher die Tasche, da sie ja wirklich nur (und das sehr gut) mit ihren 4 Schlaufen an den Aerobar-Extensions hängt, etwas weiter nach vorne positionieren und irgendwie dafür sorgen, dass sie nicht an den Lenker heranrutscht, wenn einem das wichtig ist.
Wenn man die Tasche ohne Aerobars benutzt, wird sie vorne etwas herunterhängen. Was möglicherweise die Freiheit zu den Schalt-/Bremsgriffen etwas verbessern könnte und diese dann auch bei 40 cm breiten Rennlenkern besser wäre.
Dann sollte der Rahmen aber nicht zu klein sein (bzw. das Steuerrohr nicht zu kurz), wie schon im Artikel erwähnt, da die Tasche sonst zu nah an den Vorderreifen kommt.
Mein Gesamturteil ist daher: wenn ich die Tasche für einen guten Preis weiterverkaufen kann, dann darf sie gerne ihren Besitzer wechseln. Ansonsten behalte ich sie. Denn für meine Osterbikepacking-Tour war sie schon recht praktisch. Ich habe die Seitentaschen zwar nicht für ihren eigentlichen Zweck benutzt, aber in die Tasche bekommt man so schon einiges hinein. Für Bikepacking-Rennen werde ich sie nicht nutzen.
Alternative Taschen für Rennlenker: Ja, eines meiner Lieblingsthemen. Diese ganzen Bikepacking-Rolltaschen sind in meinen Augen nämlich ein übler Kompromiss für Rennlenker. Klar – wenn du einfach den Platz brauchst (vielleicht einen super kleinen Rahmen hast und umfangreiche Schlafausrüstung mitnehmen willst _und_ wenn du einen sehr breiten Rennlenker (oder einen mit deutlichen Flare) fahren kannst / willst, dann nimmt man einen halbwegs kleinen, versucht ihn weit zu zu rollen und macht es irgendwie möglich.
Viel schöner sind aber Taschen, die klein genug sind, wirklich zwischen die Bögen von Rennlenkern zu passen und auch Luft zum Greifen und zum Schwenken auch mechanischer Schaltgriffe zu lassen. Z.B. meine Handlebar-Bag von Ornot, die ich hier beschrieben habe:
https://torstenfrank.wordpress.com/2017/07/01/tcr-cockpit-v0-2/
Die bietet Platz für Sandwiches, Reparaturzeug, Sonnenmilch usw. und ist auch schnell während der Fahrt zugänglich (wenn sie nicht unter Aerobars und hinter Foodpouches hängt ;-)). Und sie ist auch kompakt genug, um sie an ein ganz normales Rennrad einfach mal für die ganz lange Sonntagstour zu hängen. Mit zwei Klettstreifen ist sie am Lenker befestigt und schon kann’s losgehen (ich habe mir noch so kleine Abstandshalter gebastelt, damit ich sie festzurren kann, trotzdem aber noch komplett um den Lenker greifen kann).
Das schöne: diese Tasche hat vor kurzem einen noch kleineren Bruder bekommen: für die kurze Sonntags-Tour. ;-) https://www.ornotbike.com/products/handlebar-bag-mini-plum
Nun ist die Tasche selbst leider kein Schnäppchen und der Import aus USA auch nicht so super günstig. Da trifft es sich gut, dass dieser Formfaktor seit einiger Zeit auch von anderen Taschen-Herstellern aufgegriffen wurde:
Benubags aus Hamburg hat z.B. auch eine solche Barroll (5 Liter) im Programm: https://www.instagram.com/p/ByiwHdsIbgF/. Lifeisaride aus Düsseldorf hat auch zwei verschiedene, die Kurrt (6 Liter) und die Rollf (1,8 Liter) (http://lifeisaride.de/handlebarbags/).
viele Grüße
Torsten
Moin Torsten,
besten Dank für die wirklich ausführliche Antwort. Ich fahre halt nur einen klassich-normalen Rennlenker mit 42 cm ohne weitere Auf-/Anbauten und es stimmt: die meisten Taschen passen da eben nicht. So bin ich auf die Adipura Racing aufmerksam geworden.
Rennrad fahre ich jetzt seit ca. 20 Jahren, aber das Thema Bike-Packing ist für mich absolutes Neuland. Ich muss mal schauen, ob ich mich an einen Kauf herantraue und die Tasche selbst teste. Interessant finde ich in dem Kontext ja auch das Racing Saddle Pack (eher die 7 l-Variante)…
Beste Grüße bis hierher
Christian
Hallo Torsten!
Ich suche eine Lenkertasche fuer mein Rennrad und habe jetzt die Ornot Handle Bar Bag (Gross) anvisiert, wie von dir empfohlen. Kennst du einen deutschen Anbieter dafuer? Ich konnte bisher niemanden finden, und ich schaetze dass ein Import noch Zoll, DHL Kapitalbereitstellungskosten, etc. veranschlagt. Wie hast du die Tascher erworben und wie teuer war sie letztendlich bei dir?
Viele Gruesse
Nico
Hallo Nico,
ich habe damals zwei Taschen direkt bei Ornot geordert und selbst importiert. Kommt dann halt Einfuhrumsatzsteuer (19%) und etwas Zoll oben drauf.
Aber mittlerweile haben sich ein paar Leute das Design abgeschaut und machen ähnliches. Ob’s genau so gut ist, weiss ich nicht. Aber die hier von Benubags schaut ganz echt aus: https://www.instagram.com/p/Bt_oHDCAhep/
Danke fuer deine Antwort Torsten!
Ja die Tasche sieht echt gut aus, ich habe nur keine Moeglichkeit zum Kontakt/bestellen gefunden. Ich besitze kein Instagram/Facebook/Tumblr oder irgendwas davon. Haben die denn keine Email oder Telefonnummer, wo man sich melden kann? Weisst du das zufaellig? Fuer mich sind das nicht mehr als Bilder im Netz, aber kein greifbares Produkt, leider.
Hallo Nico,
ja, da pflichte ich dir bei. Weder Instagram noch facebook sind adäquate Verkaufschannel und müssen auf jeden Fall durch eine vernünftige Webseite abgedeckt werden. Zwar kommt heutzutage sicherlich sehr viel über Instagram an Kontakten zustande, aber es ist halt nur ein Kontaktkanal – kein Informations- und Verkaufsportal.
Dies gesagt – im Instagram-Profil gibt er ja eine E-Mail-Adresse an: benubags.stpauli(at)gmail.com. Vielleicht versuchst du’s mal darüber. Ich hab z.B. auch keine Ahnung, was so eine Tasche kosten soll und ob die immer individuell gefertigt wird und wenn ja, wie lange sowas dauert.
Hey Torsten!
Ich habe jetzt die Tasche bei Lifeisaride bestellt und erhalten. Preislich auf jeden Fall viel besser als die Ornot, zusaetzlich wasserdicht und groesser. Zur Nutzung kann ich leider gar nichts sagen, da ich aktuell Erkaeltet bin und kein Rad fahre. Die Montage war zumindest sehr einfach. Ich denke das koennte ein echter geheimtipp sein, was Taschen angeht. Ich melde mich nochmal, wenn ich die Tasche intensiv getestet habe (das kann auch erst naechstes Jahr sein).
Beste Gruesse
Nico
Hi Nico, dann bin ich mal gespannt und wünsche erst einmal gute Besserung!
Vielen Dank für den hilfreichen Post! Prima Blog.
Sehr gerne, vielen Dank für deinen Kommentar. :)
Die Tasche ist wirklich praktisch, allerdings ein großes Manko hat sie: Zwar als wasserdicht angepriesen, läuft das Wasser oben in die „Deckelöffnungen“ …
Hallo Gabi, meinst du jetzt, wenn diese geschlossen sind? Die haben ja schöne, leicht gummierte Überlappungen mit eingenähtem Federmetall. sollte eigentlich auch ziemlichen Regen abhalten, vorrausgesetzt, Das Material und die Nähte sind dicht. Oder meinst du, wenn die Klappen offen sind? Dann, nun, ja klar, was sonst? ;-)
Hallo Torsten, gibt es diese Lenkertasche noch irgendwo? Apidura führt sie nicht mehr im Onlineshop. Ich würde sie gerne mal ausprobieren. Scheinbar hat sich das Ding nicht wirklich gelohnt.
Passende Lenkertaschen die auch mit Aerobars gut funktionieren gibt es irgendwie überhaupt nicht. Ich finde das ist noch eine echte Marktlücke und ich verstehe nicht, dass nach nun doch schon einigen Jahren der verbreiteten Nutzung von Aerobars auf Langstreckenevents noch kein Hersteller sich diesem Thema wirklich angenommen hat. Klar, es gibt den 6L Packsack von Restrap. Aber eine Tasche in die man beim Fahren reinkommt und sich auf dem Rad verpflegen kann gibt es nicht. Insofern gibt es tatsächlich zu den Foodpouches noch keine echte Alternative. Und die sind, wenn wir ganz ehrlich sind, eigentlich viel zu klein und man hat auch bei denen immer das Problem, dass man sie so richtig weiß wohin damit. Eine Foodpouch zentral in die Mitte so wie du es gemacht hast ist da noch die beste Lösung. Aber so richtig das gelbe vom Ei ist es auch nicht.
Viele Grüße,
Robert
Hi Robert, nein, die Tasche scheint tatsächlich schon seit einiger Zeit aus dem Sortiment genommen zu sein.
Und ja – ich frage mich auch, warum es da noch so super wenig gibt. Eine Erklärung dazu könnte sein, das die Konfigurationen von Cockpits immer noch sehr unterschiedlich und individuell sind und das Bikepacking immer noch etwas Nische ist und auch da längst nicht jeder mit Aerobars ausgerüstet ist.
Dies gesagt und mir selbst sofort widersprochen: Bikepacking liegt im Trend und man muss sich nur die Anzahl der Firmen/Marken ansehen, die dazu Taschen anbieten (und sei es nur als „Me Too“ oder Co-Branding). Von daher ist da auf jeden Fall Bedarf und Markt da. Ich kenne auch auf jeden Fall einen Prototyp, den ich schon auf Instagram entdeckt habe und der demnächst wohl irgendwann als Produkt zum Vorschein kommen wird. Lassen wir uns überraschen.
Hallo Torsten, welche Aerobar ist das die du fährst?
Kann iih auch ffragen welches Liicht du da montiert hast? Ist das für ein Fahrraddynamo?
Hallo Sam, das sind 3T-Extensions, die an Profile Designs T1 Brackets befestigt sind. Die Extensions sind eigentlich fast alle im Durchmesser genormt.
… und das Licht im Bild ist eine Lupine Neo. Das ist eine Lampe mit externem Akkupack.