Jetzt war ich zum dritten Mal (erst) auf Mallorca. Zum ersten Mal im Herbst. Und es wurde wieder mal der Hunger nach mehr geweckt. Es war eine kurze Woche in den Herbstferien im Oktober und das ist jetzt ja auch schon wieder über einen Monat her.
Diese Woche auf Mallorca stand ganz im Zeichen von Titan. In Form von J.Guillem Rennrädern und Gravelbikes. Zuerst Rennrad, dann wieder Gravel. Und angereist zu Mallorca bin ich an dem Montag direkt nach dem Votec Gravel Fondo Wochenende im Schwarzwald. Also Gravel, Straße, Gravel. Ganz Getreu Votecs Motto #onRoadoffRoadRepeat. :) Zum Votec Gravel Fondo, der wieder mal toll war, werde ich noch einen gesonderten Artikel schreiben.
Wie kam ich nun dazu, im genial goldenen Herbst Deutschlands ausgerechnet sofort nach meinem Schwarzwaldwochenende in den Flieger nach Mallorca zu hopsen? Noch dazu, wo dort das Wetter leider etwas durchwachsener war?
Nun, das mit dem Wetter wusste ich natürlich noch nicht die zwei Wochen davor, wo ich mich kurzfristig dazu entschloss. Ich muss auch sagen, dass das Wetter doch insgesamt sehr gut auf Mallorca war und das wenn es geregnet hatte, dieser Regen wenigstens nicht all zu kalt war.
Eigentlich hatte ich im Vorfeld des Gravel Fondo Werner von J.Guillem kontaktiert, ob er mir nicht ein Leihrad für den Gravel Fondo zur Verfügung stellen könnte. Denn mein schönes Giant TCX hatte ich im Vorfeld just wieder fahrfertig gemacht. Dazu musste ich hauptsächlich endlich nochmal neue Schlauchreifen auf die Felgen kleben. Das hatte ich auch gemacht, dabei aber festgestellt, dass ich wohl mal was an der Vorderradnabe tun müsste. Jedenfalls musste ich nun meine vordere Steckachse mit sehr definiertem Grad festschrauben, damit alles optimal lief. Die Bremsscheibe bzw. Bremszange war da nicht schuld. Deswegen dachte ich, dass ich zwei Fliegen mit einer Klappe hätte schlagen können: Erst mal in Ruhe nach meinem Vorderrad sehen können und gleichzeitig auch mal ein anderes Gravel Bike ausprobieren. Nämlich das Atalaya. J.Guillems Gravelbike.
Leider musste mir Werner eine Negativmeldung geben. Am selben Wochenende fand in Eindhoven der Pathfinder Giro statt. Ebenfalls ein Gravel Event, wo J.Guillem stark involviert war. Und in der folgenden Woche wäre er mit vielen Bikes unterwegs nach Mallorca, wo J.Guillem gemeinsam mit Rapha den Rapha Prestige Mallorca ausrichten und auch ein 4er Team stellen würde. Samt Campen ab Donnerstag auf Jan-Willems (dem Firmengründer) Grundstück auf der Insel. Och dachte ich, da hätte ich auch mal nicht wenig Lust drauf.

Umso toller, dass mich nur wenige Tage nach unserer Konversation Werner wieder kontaktierte. Von ihrem Vierer-Team musste leider jemand kurzfristig absagen. Ob ich nicht Lust hätte, einzuspringen? Ja klar hatte ich. Kurz mal meine Urlaubstage und Termine gecheckt und festgestellt – hey, das passt ja! Also machte ich mich auf die Suche nach passenden Flügen und einem Hotel. Denn nur für Donnerstag bis Sonntag hinzufliegen wäre mir zu kurz für den ganzen Aufwand gewesen. Ich wollte schon am Montag anreisen, um noch Dienstag und Mittwoch Zeit für Radtouren auf eigene Faust zu haben. Am Donnerstag wäre dann das Camping los gegangen, für das ich extra auch meine Schlafsäcke und Airmat mitgebracht hatte. Und am Samstag wollten wir das Rapha Prestige gemeinsam fahren.
So die Planung. Am Donnerstag kam Werner mit dem J.Guillem FireTruck per Fähre auf der Insel an. Die übrigen Teilnehmer samt Fotografin Lian (@saltlake_lian) würden am späten Abend mit dem Flieger ankommen. Ich traf mich mit Werner und Jan-Willem am Donnerstag vormittag in einem Café gegenüber meinem Hotel. Ja – und weil es, wie es der Wetterbericht treffend vorhergesagt hatte – bereits in der Nacht und in teilen am Tag zuvor schon gut geregnet hatte, war an Zelten auf dem vorgesehenen Areal nicht wirklich zu denken. Also wurde mir Plan B eröffnet: Die beiden hatten in weiser Voraussicht als Fallback-Option ein Appartment an der Uferstraße und noch ein Zimmer in einem Hotel gebucht. Das sollte genutzt werden.
Und so kam es, dass ich am Donnerstag um 12:00 Uhr aus meinem Hotel ausgecheckt hatte und um 12:45 direkt wieder auf J.Guillems Kosten eincheckte. Daher hier direkt full disclosure: Hin- und Rückflug, Transfers, Hotel bis Donnerstag und Leihrad bis Mittwoch ging auf meine Kappe. Ab Donnerstag war ich Gast bei Jan-Willem und fuhr gemeinsam mit den übrigen Teammitgliedern auf durch J.Guillem zur Verfügung gestellten Atalaya Gravel Bikes. Und dafür und die familiäre Aufnahme möchte ich mich herzlich bedanken. :)
Damit zu den einzelnen Erlebnissen:
Montag:
Mein Flug landet um 15:00 Uhr auf Palma. So hatte ich morgens auskömmlich Zeit, zum Flughafen zu kommen (ich war ja am Vorabend erst mitten in der Nacht aus dem Schwarzwald zurück gekommen). Und Nachmittags auch gemütlich Zeit, zum Hotel zu kommen. Hmm – ein selbstgebuchtes Hotel ohne Pauschalangebot und ohne Transfer. Wie komme ich denn von Palma nach Port de Pollença? Das würde ich vor Ort herausfinden. Kann ja so kompliziert nicht sein. War es auch gar nicht. Ich entschied mich für den öffentlichen Bus. Und das stellte sich als total unkompliziert heraus. Mit der Linie 1 fuhr ich für 5 Euro zum Placa España nach Palma hinein. Dort ist der Estació Intermodal, ein Verkehrsknotenpunkt für Busse und Bahnen. Alle Stunde fährt von dort die Linie 340 quer über die Insel direkt nach Port de Pollença. Das war recht angenehm und auch durchaus zügig. Sieht man mal über die 15 Minuten Verspätung des Losfahrens an diesem Tag hinweg.
Von der Bushaltestelle in Port de Pollença musste ich dann meine (13 kg) Tasche nur rund 500 Meter bis zum Hotel schleppen. Ich hatte Jan-Willem vorher gefragt, welche Hotels er so empfehlen könnte und ob er einen Radverleih an der Hand hätte, der auch J.Guillem Bikes verleiht. Wenn ich doch schon zum Graveln bzw. Rapha Prestige fahren mit J.Guillem Bikes auf der Insel war, dann wollte ich auch die Gelegenheit nutzen, mal ein J.Guillem Formentor zu testen. Jan bot mir an, seines zu leihen, aber er ist einfach viel zu groß. Ansonsten gäbe es 2gocycling direkt in Port de Pollença, die auch J.Guillem Bikes im Angebot hätten.
Und so kam ich abends im Hotel Eolo an und durfte mich von der Gastfreundlichkeit dort überzeugen. Toll – jeder Gast bekommt einen handgeschriebenen Willkommensbrief in seiner Sprache.

Die Zimmer sind klein und eng geschnitten, aber gut ausgestattet und das Frühstück ist sehr lecker (bis auf den Kaffee, da musste ich mich durchprobieren und bin beim Amerikano als wenigst übles und brauchbares Angebot hängen geblieben) und das WLan performant. Herz – was willst du mehr. :)
Danach bin ich sofort zu 2gocycling geschlendert weil ich festgestellt hatte, das die bis abends um 20:00 Uhr geöffnet hatten. Ob sie ein J.Guillem Formentor in M zur Verfügung hätten? Ihr seht, wie viel Vorbereitung ich in diese kurze Urlaubswoche gesteckt hatte, hüstel… ;-)) Aber ja – sie hatten genau ein Formentor in M (also Rahmengröße 54) zur Verfügung. Prima! Für 2 Tage leihen wurden 64 Euro aufgerufen und 15 Minuten später hatte ich ein schickes Titan-Rennrad zur Verfügung, mit dem ich die nächsten zwei Tage die Insel unsicher machen konnte. :)

Das Hotel Eolo hat direkt im Eingangsbereich einen kleinen aber feinen Radraum mit Werkzeugen und Werkständer. Sehr praktisch – da konnte ich das Rad sofort unterstellen.
Dienstag:
Jaaa – Sonne! Dienstag und Mittwoch wollte und musste ich nutzen. Laut Wetterbericht würde es heute noch am besten, morgen schon etwas durchwachsen aber immerhin trocken und Donnerstag und Freitag recht übel werden. Also so richtig übel.
Wo ich doch ein Formentor geliehen hatte, wollte ich daher direkt zuerst mal zum Kap Formentor fahren. J.Guillem benennt alle seine Modelle Mallorcaspezifisch. Mein Orient ist nach dem Pass Coll d’Orient benannt. Das Formentor nach selbigen Kap. Das Atalaya ist nach den altmaurischen Wachtürmen auf den Aussichtspunkten Mallorcas benannt, den sogenannten Atalayas.
Also fuhr ich jetzt erst mal zum Leuchtturm Formentor. Zum zweiten Mal überhaupt erst. Einfach eine tolle Strecke. Dieses Mal war nicht ganz so viel Verkehr wie im letzten Jahr im Frühjahr. Was die Fahrt um so schöner machte. Ich war aber auch im sehr lockeren Grundlagentempo unterwegs. Der Fokus lag auf dem Genuß und dem Erkunden.
Vormittags war es erst noch etwas heiter bis wolkig. D.h. ich konnte super die Gegend genießen, hatte aber jetzt keinen Bilderbuch-Blitzeblau-Himmel und auch nicht auf jedem Landschaftsteil schöne Sonne. Das fuchst mich immer ein wenig, wenn es doch eigentlich halbwegs sonnig ist, aber nur gerade dann nicht, wenn ich eine entsprechende Landschaftsaufnahme machen möchte. Entweder richtig Sonne oder richtig wolkig, neblig oder sonst irgendetwas. Ganz normales Tageslicht, ohne irgendeine besondere Lichtstimmung und nur mit halbgarer bis gar keiner Sonne ist einfach fotografisch überhaupt nicht zufriedenstellend.
Trotzdem konnte ich auch auf dem Weg zum Leuchtturm schon schöne Bilder machen:

Am Leuchtturm selbst angekommen besserte sich aber auch die Wolkenlandschaft zusehends und es wurde ein richtig schöner Tag. Was mich ja immer wundert, ist, wieso man unbedingt mit einem Privat-Pkw zum Leuchtturm fahren muss? Ich war jetzt erst zum zweiten Mal dort. Jetzt im Herbst war nicht so viel los, wie im letztjährigen April. Und doch standen die Menschen in ihren Autos abder Kurve, ab der man den Leuchtturm sieht, wieder in der Schlange. Und warteten. Warteten, dass sie irgendwann einmal bis zum nicht all zu großen Parkplatz am Leuchtturm gelangten. Um sich da dann kürzer für vielleicht einen Kaffee aufzuhalten, als sie vorher in der Schlange gewartet hatten… Verrückt.


Auf dem Rückweg gefällt mir die Sonne und deswegen halte ich nochmal am Rastplatz zum Aussichtspunkt Es Colomer für ein paar Fotos an:

Danach fällt mir dieser eine Weg nach links auf. Wo mag der wohl hinführen? Also rein da. gar nicht mal sehr steil, aber mit ziemlich rauen und alten Asphalt führt er hinauf und dann einmal auf die andere Seite des Berges.

In Schale geschmissen: Mit meinem J.Guillem Kit auf dem Formtor am Kap Formentor Es Colomer In search of up Turmkraxeln
Es eröffnet sich eine tolle Aussicht auf die Bucht südlich des Kap Formentor. Und ich bin überrascht, dass es auch auf Mallorca Potenzial für Urban Exploring von verfallenen (und mit Graffitti besprühten) Betonbauwerken gibt.
Der Weg selbst ist allerdings eine Sackgasse. Er führt zu einem alten Wachturm, der nur über einen steilen Fußpfad erreichbar ist. Nicht wenige Ausflügler sind dort hoch unterwegs und klettern über Tritteisen aussen an dem Turm hoch, um dort zu einem Ausguck zu gelangen. Es ist der Wachturm, der Atalaya, den man von Es Colomer auch über das Cap wachen sieht:
Ich mache mich jetzt wieder auf die Abfahrt über die schon beschrieben schlechte Straße. Oh my – das J.Guillem Formentor ist wahrlich keine Sänfte und ist auch bewusst steif ausgelegt. Also eigentlich anders, als es sich viele von Titan versprechen. Die Straßenlage ist gut, das Rad geht ok in die Kurven und der Vortrieb ist super, aber mein Rad wird das nicht. Ich habe aber auch die Laufräder im Verdacht, die vielleicht auch nicht so gut sind, wie ich das von meinen Zipp 404 oder DT Swiss ERC gewohnt bin.
Meine Fahrt war noch nicht all zu lang und so fahre ich zum Abschluss direkt bis nach Pollença durch, um mir die schöne Altstadt dort anzusehen. Am Platz genieße ich ein leckeres Stück Kuchen samt Kaffee. Ahh, so mag ich das!
Mittwoch:
Heute soll es nicht mehr ganz so schön werden, aber noch halbwegs trocken bleiben, sagt der Wetterbericht. Das Tramuntana-Gebirge ist anderer Meinung. Eine schöne und noch sonnige Fahrt bringt mich von Port de Pollença über Pollença hin in den Anstieg zum Coll de Femenia. Dann wird’s leider zunehmend bewölkter. Kurz vor der Kreuzung nach rechts Richtung Puig Major und Sa Calobra und links zum Coll de sa Batalla und der bekannten Tankstelle sehe ich das Schild, welches zum Santuario de Lluc weisst. Da wollte ich ja eigentlich letztes Jahr schon hin – war aber immer mit Freunden und anderen Zielen dort lang gekommen. Jetzt wollte ich es mal erkunden. Das Santuario haut einen jetzt als Radfahrer nicht sooo von den Socken, ist aber ein interessantes Ziel und vor allem von der Bedeutung her ein sehr wichtiger und historischer Ort auf Mallorca.
Mir hatten es dort besonders die Porxets genannten Laubengänge – besser, der Laubengang, Einzahl, angetan. Ein schönes Fotosetup für mein J.Guillem Leihrad. :)


Ich wollte weiter über den Coll dels Reis über den berühmten Krawattenknoten hinab nach Sa Calobra und wieder hinauf. Leider befand ich mich bald in den vom Meer gegen das Tramuntana drückenden Wolken. Die dann auch nicht lange warten liessen, ihre nasse Fracht abzulassen. Zuerst taten sie dies an dem Fotostandpunkt mit der gegenüberliegenden Orangensaftkioskhöhle. Da dachte ich noch: Hah, die paar Tropfen warte ich bei einem Glas frisch gepressten Orangensaft ab.
Danach hörte es auch erst mal kurz auf. Nur um dann später wieder richtig und anhaltend weiter zu machen. Im strömenden Regen beschloss ich, wenigstens noch zur Passhöhe des Coll dels Reis zu fahren. Aber bei dem Pisswetter und mit Null Sicht ganz hinab nach Sa Calobra und wieder hinauf zu fahren (das ist ja eine Sackgasse), da hatte ich nun überhaupt gar keine Lust zu.
Lieber wollte ich danach mein Glück südlich des Tramuntana-Gebirges versuchen, um dort dem Regen zu entgehen. Davor sollte ich aber erst mal noch einen platten Vorderreifen im strömenden Regen reparieren dürfen.
Coll dels Reis Bäh – Panne Wenigstens war der Regen warm Abfahrt vom Coll de sa Batalla Es regnet noch, aber die Sonne kommt auch wieder Erster Test meiner neuen Gore Shake Dry Jacke
Nun ja. Ist das Wetter schlecht, bist du nur am falschen Ort. Also schön weiterfahren. Besseres Wetter wird kommen. Alte Bikepacker-Weisheit ;-). Im Anschluss nahm ich dann also doch den Coll de sa Batalla, Richtung Inselinneres. Und tatsächlich wurde das Wetter besser. Wenigstens gab’s jetzt Sonne zum Regen. Bald hörte aber auch der auf und es wurde wieder angenehm. Meine frisch vor dem Urlaub erworbene Gore C7 Gore-Tex Shake Dry Jacke behielt ich aber noch eine Weile an, um mich noch etwas zu wärmen.

Für den Bummel per Rad durch Alcudia konnte ich sie dann aber wieder ausziehen. In Alcudia fand ich zwischen all den Touri-Geschäften in der Altstadt eine kleine Bäckerei. In der Auslage verlockende Dinge, die ich aber nicht zuordnen konnte. Während ich mein Rad abstellte, kam ein Paar vorbei. Er: „Oh, das sieht aber lecker aus.“ , Sie: „Nein, das sieht bestimmt nur so aus und schmeckt gar nicht.“. Ich: „Das probiere ich jetzt aus!“
Ein paar Grinser ausgetauscht und stracks in die Bäckerei gestiefelt. Wie es sich herausstellte hatte ich irgendeine Blätterteigtasche und darunter das mallorquinische „Nationalgebäck“, eine viertel Ensaïmada de Mallorca. Ein mit Schweineschmalz hergestelltes Gebäck mit locker, luftigem Teig und einer Füllung aus einer Art Kürbis-Konfitüre. Interessant und Lecker.

Donnerstag:
Rest day. Für den Donnerstag war richtig harter Regen vorhergesagt. Zwar kam es glücklicherweise nicht ganz so schlimm, aber Radfahren wäre nicht fein gewesen und der Donnerstag stand aufgrund der sehr gravierenden Prognose – wir sprechen hier nicht von leichtem Landregen, sondern von enormen Regenmengen mit Schadfolge – für die Woche sowieso als Ruhetag fest.
Wie eingangs geschildert traf ich mich vormittags mit Werner und Jan-Willem, um das Wochenende und das eigentlich vorgesehene Camping zu besprechen. Was darin mündete, dass ich nach dem Aus-Checken aus dem Hotel Eolo direkt wieder in selbiges eincheckte. Diesmal auf J.Guillems Kosten. Den weiteren Tag verbrachte ich mit Web-Surfen, Fotos verschlagworten, diverse Artikel vorbereiten etc. Zur Abwechslung verzog ich mich dazu auch mal wieder auf die andere Straßenseite in das Gran Café 1919. Die haben einen sehr leckeren Cappuccino und Pistanzienkuchen. Mjamm!

Freitag – 7 Atalayas, 7 Smartphones und 1 DSLR:
Freitag sollte eigentlich wieder deutlich besser als der Donnerstag werden. Morgens sah es aber gar nicht danach aus. Es regnete da (und davor in der Nacht) noch mehr als gestern. Von Werner erreicht mich eine WhatsApp – erst mal langsam in den Tag starten. Treffen im Café 1919 erst am späten Vormittag. Gut – erstmal schön frühstücken. Später treffe ich mich dann wieder mit Werner und Jan-Willem und jetzt ist auch der Rest der Truppe da, die ich nun kennenlerne. Jamie, Tom, Joel und Lian. Lian kennt der eine oder andere vielleicht über Instagram als @saltlake_lian. Sie fotografierte letztens u.a. die neue Women-Range von Pedal Ed und ist auch sonst immer viel in Sachen Rad und Foto unterwegs. Werner hatte mir auch ein Kit von Agu mitgebracht in dem die anderen schon angezogen da saßen. Schließlich wollten 4 von uns am Samstag gemeinsam das Rapha Prestige fahren – und da gehört es zum guten Ton, das sich die Teams in gemeinsame Schale schmeissen. Und wir wollten den heutigen Tag nutzen, um uns im Vorfeld mit den J.Guillem Atalaya GravelBikes vertraut zu machen. Im Rahmen einer Foto-Session.
Dazu fuhren wir gemeinsam im J.Guillem Fire Truck nach Alcudia. Auf der Küstenstraße dorthin sahen wir das Ergebnis der Nacht. Braune Wassermassen hatten das Hinterland in Teilen überflutet und überströmten auch etwas die Küstenstraße. Die gesamte Bucht war in helle Schokomilch verwandelt, so stark färbte das mitgebrachte Sediment und die Schwebstoffe das Meer.

Es war dann doch leidlich trocken, als wir zum Fotoshooting aufbrachen. Eine lockere Tour zu siebt über schöne Gravelwege und Pfade. Smartphone Fotos wurden allenthalben gemacht und auch Lian verschwand immer mal wieder in die Büsche, gab mal kurze Regieanweisungen und machte Fotos.
Ich fühlte mich von der Geometrie her auf dem Atalaya direkt wohl. Obgleich ich hier ein 54er Rahmen hatte und mein eigenes J.Guillem Orient die Rahmengröße 52 hat. Ich mochte auch die Rohrformen des Atalaya noch ein kleines bisschen mehr als mein Orient. Was mir nicht so gefiel, war das Gewicht des Komplettrades. Mit Ultegra und mit den 650B-Alu-Laufrädern und fetten 45er oder 47er WTB-Reifen war mir das echt zu schwer. Da die Reifen auch mit Schlauch ausgerüstet waren, war da noch zu viel Druck drin. Ich hatte zwar vor dem Start schon etwas Luft herausgelassen, legte aber in einem sehr steinigen und nassen Anstieg nochmals Hand an. Vorher hatte ich kaum Traktion und hüpfte und rutschte nur über die Steine. Danach war Grip da. Aber kein Spaß in der Abfahrt, weil ich trotz der fetten Reifen super aktiv fahren musste, um keinen Durchschlag zu produzieren. Also wenn fette Reifen, dann möglichst leichte Laufräder und sowieso tubeless fahren.
Aber das kann man dem Rad ja nicht anlasten. Für den folgenden Samstag bot Werner von sich aus allen an, 700C-Laufräder mit schmaleren Reifen zu montieren. Und das fand ich dann sehr viel besser.
Men and women in black Lian in ihrem natürlichen Habitat Jamie Tolle Waldwege bei Alcudia Camina per Mallorca
Von den schweren Laufrädern abgesehen, war es ein sehr toller Ausflug, bei dem sehr coole Bilder entstanden sind. Unter anderem, wie wir in den sattgrünen Wäldern mit den schwarzen Klamotten rasten. Ihr könnt einige dieser Bilder direkt auf der Startseite der J.Guillem Webseite sehen.
Samstag: Rapha Prestige Mallorca
Früh am Samstag morgen geht es los. Der Start und das Ziel des Rapha Prestige ist in Binnisalem, etwas über die Hälfte der Strecke zwischen Port de Pollença und Mallorca. Es wird ein schöner Tag werden. Ich genieße vor dem Aufbruch noch die frühmorgendliche Ruhe über dem Meer.

Die morgendliche Anfahrt ist etwas turbulent, aber wohlbehalten und mit immer noch Zeit für einen schnellen Espresso befinde ich mich mit meinen Teamkollegen für den Tag am Start. Es sind Tom, Jamie und Joel und als „externe Fototeambegleitung“ noch Lian als fünfte zu unserem Viererteam. Aber sie kann heute ziemlich entspannen und kommt endlich auch mal richtig selbst auf’s Rad. Die wichtigsten Fotos wurden gestern schon gemacht.
Unmittelbar vor dem Start noch eine Schrecksekunde: Bei all dem Trubel habe ich meine Radschuhe vergessen! Argh – wenn man nicht mit dem eigenen Auto oder besser noch direkt mit dem eigenen Rad anreist… Was nun? Werner bietet mir seine Lake-MTB Schuhe an. Größe 43 oder 44 (ich habe normalerweise 41 bzw. 41,5). Gut, ein zweites Paar ganz kurzer Socken von Joel und jeweils ein entsprechend gefalltetes, geknülltes Papiertaschentuch in die Schuhspitze müssen es richten. Meine Powertap-Pedale schraubt Werner schnell ab und Shimano SPD Pedale schnell dran. Und schon geht’s los.
Auweia – und dass, wo ich so eine Mimose in Bezug auf genauen Schuh-Fit bin. Und auch gerade in diesem Jahr natürlich keine Fehlbelastung durch ein möglicherweise schlecht unterstütztes Fußgewölbe oder eine Reizung des Spanns und meiner im Frühjahr operierten Sehne provozieren möchte!
Aber alles geht gut. Sehr überraschend für mich.
Von Binnisalem geht es nach einem Haken Richtung Süden erst mal nach Norden für einen kurzen Abstecher über den Coll d’Honor und danach über den Orient in das Tramuntana-Gebirge. Besonders der Coll d’Honor hat mir sehr gefallen. Neben dem tatsächlichen Höhepunkt des Höhenprofils des Rapha Prestige war er auch landschaftlich und streckentechnisch der Höhepunkt der gesamten Runde. Blöderweise schon nach 40 der gesamten 186 Kilometer.
Wirklich ein schönes Sträßchen hoch zum Coll d’Honor Tom Forever Butt Photos Lian und Tom bei der Arbeit Obligatorisches Passschild-Foto Atalaya Parking – and a joking Tom
Zwischenzeitlich grübeln wir immer mal, welcher Garmin oder welcher Wahoo von uns wohl die richtige Strecke abgespeichert hat? Zwischen ursprünglicher Route, möglichen Fehlinterpretationen durch Komoot.de und seinem Importrouting bis hin zu last Minute-Änderungen durch die Veranstalter gibt es genügend Spielraum für unterschiedliche Strecken und Abbiegepunkte.
Diese kurzfristigen Änderungen waren aber nötig, weil ein Teil der Strecke durch die vielen und heftigen Regenfälle der vergangenen Tage und insbesondere von Donnerstag und Freitag in Mitleidenschaft gezogen waren. Das trug sicher dazu bei, dass die nach dem Tramuntana kommenden Kilometer deutlich Asphaltlastiger und in Teilen auch langweiliger waren, als wohl ursprünglich vorgesehen.
Deswegen war bei einigen nach Kilometer 100 am Puig de Randa ein wenig die Motivation am Ende. Gedanken, das Event deutlich abzukürzen, wurden diskutiert. Aber dann hatten sich die Kollegen doch berappelt und wollten auf jeden Fall zur zweiten von zwei Verpflegungsstellen (schon nicht so üppig auf über 180 km, muss ich sagen – aber: reicht auch) fahren. Dort würde nämlich Werner mit dem J.Guillem Bus stehen und ggfs. würde da dann über weiteres Entschieden.

Kaum gesagt fand auch Lian wieder bei der folgenden Abfaht eine schöne Fotostelle, wo ich mal kurz hin- und herfahren sollte. Und danach folgten auch vermehrt ein paar wirklich schöne, unbefestigte Wege. Dazu muss man sagen, dass das Rapha Prestige Mallorca ja überhaupt gar kein Gravel Event ist und sein will. Dass aber traditionsgemäß bei diesen Events, die ja rund um die Welt stattfinden, die Teams auch immer eine coole und herausfordernde lokale Strecke bekommen, die auch mit unbefestigten Abschnitten nicht geizt.
Und das tat sie jetzt auch endlich hier und heute. Endlich waren auch die J.Guillem Atalaya in ihrem Element. Wobei ich sagen muss, dass mir schon den ganzen Tag das sehr satte Fahrgefühl des Atalaya mit 700C Carbonlaufrädern von Scope und WTB Riddler Reifen mit 37 mm Breite sehr positiv aufgefallen war. Die Scope O2 wiegen nur 1380 gr, haben eine massive Maulweite von 25 mm und schauen echt schick aus.
Und gerade über eher flache bis nur ganz leicht ondulierte Gravelpisten hat es Mega-Spaß gemacht, drüber zu heizen.
Leider waren die Reifen nicht tubeless aufgezogen. Nicht nur unser Team hatte den einen oder anderen Platten. Ich leider auch gegen Ende hin. Aber keinen Snakebite, sondern ich muss mir einen Dorn oder sonst irgendwas in’s Hinterrad eingefahren haben. Da tauchten dann auch wieder die Nachteile von tubeless-fähigen Felgen bzw. Reifen auf. Runterziehen und wieder aufziehen war eigentlich ganz ok und ging sogar von Hand. Aber ich habe den Reifen nicht wieder komplett in das Felgenhorn bekommen. Bei Lian ging’s gerade so. Bei Jamie’s Platten vorher auch nicht. Trotz richtig viel Druck (soviel Lunge, Arme und Micropumple hergaben) und Spucke blieb ein störrischer Bereich des Reifens, der nicht vollständig in den Sitz hüpfen wollte. Naja – fahren ging damit, aber optimal und „field-serviceable“ geht anders.
Weil wir jetzt auch nicht super-schnell gefahren sind (aber dann nach der Verpflegung doch alle gemeinsam die ganze Strecke bewältigt haben) und ein paar Fotos hier und ein paar Platten da machten / hatten, kamen wir entsprechend spät wieder im Ziel an. Das Abschluss-Barbecue war schon in vollem Gange – aber von allem noch genug da. Mit lecker Gegrilltem und kühlen Getränken konnten wir den Tag ausklingen lassen.
Im J.Guillem Truck ging’s dann zurück nach Port de Pollença. Für die Dutchies würde es morgen in aller Herrgottsfrühe schon wieder Richtung Palma und nach Hause gehen. Werner würde mit dem J.Guillem Truck wieder per Fähre auf das Hauptland Spanien übersetzen und noch geschäftlich unterwegs sein und ich würde gemütlich frühstücken und per öffentlichen Bus nach Palma fahren, um dort noch etwas Sightseeing zu machen.
Sonntag:
Und so hielt ich es dann auch. 5 Euro oder so brachten mich per Bus nach Palma. Dort gab ich meine Tasche in eine Gepäckaufbewahrung und besuchte zum ersten Mal die Gassen und Plätze von Palma de Mallorca selbst. Schicker Ort, muss ich sagen. Da lässt es sich durchaus auch aushalten. Jetzt endlich kam meine mitgebrachte Olympus OM-D E-M5 zum Einsatz. Ich mag diese kleine Micro-Four Thirds Kamera sehr. Ihr 16 MP Sensor ist beileibe nicht mehr der aktuellste, aber es ist einfach eine Freude, mit ihr zu Fotografieren und gerade mit meinem Panasonic 7-14 mm Superweitwinkel-Zoom konnte ich ein paar schöne Perspektiven einfangen. Perspektiven der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie z.B. neben der Kathedrale La Seu der Rapha-Store oder der direkt Vis-a-vis liegende Café du Cycliste-Store ;-)
Café du Cycliste war am Sonntag leider geschlossen. Aber durch den Rapha Store konnte ich stöbern. Und schau, was ich da fand: Ein J.Guillem Atalaya.
Rapha Clubhouse Mallorca Da schau – ein Atalaya
Einen Kaffee hatte ich dort aber nicht genossen, dass hatte ich vorher an einem schönen Platz gemacht. Und später nochmal bei Starbucks – weil, so exklusiv mein erster Kaffeeplatz auch war, so 08/15 war der Café con leche dort und Kuchen hatten sie auch keinen.
Die Gassen fand ich aber auch sehr reizvoll und gerade die Kathedrale natürlich ein tolles Fotomotiv:


So konnte ich danach entspannt mit dem Bus zum Flughafen fahren, wo ich abends gegen 20:30 Uhr meinen Rückflug antrat. Im Rückblick betrachtet lief das sehr gut. Man kommt sehr einfach kreuz und quer über die Insel und braucht gar kein Hotel-Shuttle.
Bin mal gespannt, wann ich das nächste Mal auf Mallorca bin. Für’s nächste Jahr ist noch nichts geplant, aber wenn es sich ergibt, fliege ich gern nochmal dahin. Es gibt für mich noch viel zu entdecken dort. Auf sowie abseits von Asphalt. :)
Hallo Torsten,
überlege mir das Formentor zu kaufen, ich weiß du hast das Canyon in S (ich auch, vor Ort getestet) beim Formentor hattest Du nun M bzw, 54cm wäre das 52 nicht dem Canyon ähnlicher? Leider habe ich in der Nähe nicht zum testen.
Viele Grüße
Oliver
Hi Oliver,
naja, da’s nur für 2 Tage zum Leihen war, war mir jetzt egal ob 54 oder 52. Aber es hat sich „richtig“ angefühlt und wenn du dir meine Fotos ansiehst, schaut auch Sattelstützenauszug und Co „richtig“ aus. Wenn ich mir das Rad zulegen wollte, würde ich aber auch nochmal 52 vs 54 cm testen.
viele Grüße,
Torsten
Hallo Torsten,
Du hast ja einige Erfahrungen mit J.Guillem Bikes und bist auf Mallorca das Atalaya gefahren. Wie ist Dein Eindruck generell von der Verarbeitungsqualität (bei Deinem Orient) und was denkst Du über das Atalaya? Ich habe auch Deine Meinung über das Atalaya im Gravelbike-Beitrag gelesen aber mir ist das Gewicht nicht ganz so wichtig. Nach langer Suche nach dem richtigen Titanrahmen für mein neues (Gravel)Rad bin ich beim Atalaya hängen geblieben, allerdings erscheint mir eine Probefahrt im Osten der Republik nur sehr schwierig zu organisieren. Daher interessiert mich Deine Meinung. Deine Tests und Gedanken sind ja generell sehr detailverliebt.
Viele Grüße aus Dresden
Sebastian
Hallo Sebastian, das Atalaya gefällt mir nochmal ein bisschen mehr als mein Orient. Wenn dir das Gewicht nichts ausmacht (und das ist ja im Vergleich überhaupt nicht schwer, sondern einfach nur genauso gewichtig wie die meisten vergleichbaren Titanräder ist), dann klare Kaufempfehlung von mir.