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Explore more Motivation Nr 328: Veloviewer Explorer Score

Als ob es nicht genug Gründe und Motivation für das draußen sein auf dem Rad gäbe. Kennt ihr Veloviewer? Wenn ihr Strava kennt, wahrscheinlich. Oder vielleicht habt ihr schon mal bei Radsport-Übertragungen auf Eurosport so eine 3D-Grafik eines Anstiegs mit Gradientenangaben gesehen – die stammen in letzter Zeit von Veloviewer.

Veloviewer ist eine Webseite, die aus euren auf Strava hochgeladenen Aktivitäten sehr tolle Übersichten und Statistiken zaubert. Weit ausführlicher und besser aggregiert als alles, was man sich auf der Strava-Webseite so darstellen lassen kann. Von der in dieser Hinsicht sehr bescheidenen Strava-Mobiltelefon-App will ich gar nicht erst reden.

Hier seht ihr einen Ausschnitt aus meiner Summary-Seite auf veloviewer. Aber ich will da gar nicht detailliert auf die ganzen Funktionen von Veloviewer eingehen. Schaut es euch dafür am Besten einfach selbst an, es ist in Basisdiensten kostenlos. Oder schlagt erstmal auf dem zugehörigen Blog nach.

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Ein Ausschnitt meiner Summary-Seite auf veloviewer.

Auf was ich aber hier genauer eingehen möchte, ist der „Explorer Score“. Ihr könnt die dazugehörigen Werte auch in dem Kasten „Activity Stats“ in der oberen Mitte der vorangehenden Abbildung sehen. Man kann sich diese Werte auch in anderer Form anzeigen lassen.

Was ist denn der Explorer Score? Das ist eine Gruppe von Metriken, die dem Daten-Nerd oder dem Jäger und Sammler eine weitere Motivation außer möglichst schnell oder möglichst weit fahren bieten kann. Also KOMs oder Jahreskilometerrekorden nachstreben. Diese andere Motivation ist, neue Regionen und Wege zu erkunden. Was in sich ja schon ganz ohne Strava und Veloviewer eine tolle Sache ist. Der Explorer Score und seine Tools helfen aber dabei. Entweder, in dem man Befriedigung darin findet, einfach nur Kästchen auf der Karte „voll“ zu machen – ganz wie z.B. bei einem Kreuzworträtsel oder Puzzle die Ordnungsliebe und die Sucht nach Vervollständigung bedient wird. Oder auch, in dem es anregt, ganz gezielt mal ein Gebiet anzufahren, von dem man anhand der Karte feststellt: Mensch, in der Ecke war ich ja noch nie. Sonst überall, aber in all den Jahren nie genau da!

Der Explorer Score belohnt also, immer wieder neue Straßen und Wege zu befahren, als immer wieder auf denselben Routen unterwegs zu sein. Dazu zählt der Explorer Score quadratische Kästchen. Diese Kästchen basieren auf dem Kartenkachelgrößen der OpenStreetMap auf Zoom level 14. D.h. die Kantenlänge eines Kartenquadrats entspricht auf unserem Breitengrad etwa 1,5 km. Immer, wenn man mit seiner Strava-Aktivität ein solches Kästchen berührt bzw. durchquert, dann wird es von Veloviewer gezählt und ausgefüllt. In der folgenden Abbildung seht ihr den Blick auf Mittelwestdeutschland und so das Zentrum meiner Aktivitäten.

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Meine Veloviewer Activities Karten-Sicht, hineingezoomt in den Ausschnitt des Schwerpunktes meiner Radaktivitäten.

Sehr schön kann man die beiden Schwerpunkte meiner „Hood“, meiner „Home turfs“ erkennen: das Wittgensteiner Land samt Sieger- und Sauerland rund um Erndtebrück und das Bergische Land und Teile des Ruhrgebiets rund um Wuppertal. Aus dem südwestfälischen Zipfel verbindet eine lange Kästchenschleife diesen Bereich mit der Röhn. Das war meine 300er-Ausfahrt von Erndtebrück aus die mich nochmal zum Gebiet des Bimbacher Radmarathons von Pfingsten – beide in diesem Jahr – geführt hat. Dann seht ihr ein paar Schleifen, wo ich mal Bekannte besucht habe. Den Nürburgring erkennt man als Hotspot. Und in der linken unteren Ecke zieht sich langgezogen die Kästchenlinie aus dem Transcontinental Race entlang.

Welche Explorer Score Metriken gibt es nun? Drei Stück.

1.) Die Kästchenzahl, also die Tile-Number. Wie oben beschrieben. Jedes Kästchen, in das man durch irgendeine Strava-Aktivität „Fuß“ setzt, wird gezählt. Das ist ja schon mal was und belohnt, immer mal wieder neue Wege und Regionen zu erkunden.

Wenn ihr den obigen Kartenausschnitt betrachtet, fällt euch aber bestimmt direkt weitere Motivation auf. Nahezu automatisch drängt es sich auf, möglichst große, zusammenhängende Bereiche „auszumalen“, also alle benachbarten Kästchen zu befahren, um keine einzige Lücke zu lassen. Oder Schleifen auszufüllen. Oder Bereiche zu verbinden. Da kommen zwei weitere Kennzahlen ins Spiel:

2.) Das Max square. Das größte Quadrat aus Kästchen, dass man ohne ein einziges nichtausgefülltes Kästchen bilden kann. 10 x 10 würde z.B. bedeuten, das man innerhalb aller durchfahrener Kartenkacheln einen Bereich von 10 Kästchen breit und 10 Kästchen hoch findet, wo keine einzelne Kachel unausgefüllt ist. Man muss also in einem Areal von rd. 15 km Länge und Breite irgendwie alle 1,5 km kreuz und quer mal gewesen sein. Und das egal ob da überhaupt eine Straße ist. Vielleicht sind da ausgedehnte Waldgebiete? Gut, kein Problem, dann nimmt man halt den Crosser oder das Mountainbike. Oder wandert gar. Es könnte aber auch ein Berg oder ein See sein. Ihr seht, das kann mit zunehmender Max square Größe schnell herausfordernd werden.

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Mein Veloviewer Max square der Kantenlänge 19 x 19.

Mein Max square ist 19 x 19 Kästchen groß. Bis diesen Mittwoch war es noch 18 x 18. Am Mittwoch bin ich extra eine Abendrunde nach Solingen-Gräfrath gefahren, um genau dort ein einziges Kästchen abzuhaken. Mit einer Tour von rd. 40 km war es erreicht. Aber das war ein typisches Kästchen, wo ich normalerweise nie einfach so lang fahren würde. Was will man als Rennradfahrer mitten im Stadtverkehr, ausgebremst von Ampeln und mit der Aussicht auf Autos und irgendwelche Supermärkte und Häuserfronten. Gräfrath selbst ist mit seinem historischen Kern zwar eine Reise wert, aber flüssige Rennradtouren gehen trotz Bahntrassen anderswo lang. Aber egal, das Kästchen war getickt, ich hatte im Anschluss ein sehr gutes Workout auf der Nordbahntrasse und für ein nettes Erkundungsfoto hat es auch noch gereicht:

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Beim Erkunden auf Gold gestoßen. Goldbären, um genau zu sein. Haribo fertigt in Gräfrath. :)

19 x 19 ist schon was. Dazu braucht es auch unabhängig vom Veloviewer Explorer Score eine gehörige Portion Neugier und Erkundungswillen, die mir auch gegeben sind. Ohne meinen Crosser und ohne meine Neigung, auch mit dem Rennrad und mit Slicks einfach mal einem unbefestigten Weg oder gar einem Single Trail zu folgen, wäre das mit dem Max square noch viel Dünner.

Wie ist die Max square Größe von 19 einzuordnen? Hierzu kann man sich Leaderboards und Verteilungshistogramme darstellen lassen:

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Ein Max square der Größe 19 bedeutet, dass nur 0,6 Prozent aller Veloviewer-Nutzer ein größeres max square erkundet haben. Der Median aller Max Square Größen beträgt sogar nur 6!

Jetzt sind Quadrate aber vielleicht nicht alles. Und je nach Wohnort kann man da durch Gebirgsketten, große Seen oder gar von Küstenlinien eingeschränkt sein. Wie kann man aber dennoch belohnen und animieren, möglichst große Areale zusammenhängend auszufüllen? Dafür hat sich der Macher von Veloviewer den Max Cluster ausgedacht.

3.) Der Max Cluster. In dem Bild meines Max Square sind euch vielleicht die unterschiedlich eingefärbten Kästchen aufgefallen. Da gibt es rote und blaue. Rote Kästchen (man kann das übrigens in Farbe, Deckungsgrad etc. alles konfigurieren) stellen die befahrenen Kacheln dar. Da war man mindestens einmal drin. Blaue Kästchen gehören zum Max Cluster. Damit sich ein Kästchen dafür qualifiziert, müssen alle vier Kästchen unmittelbar darüber, darunter, links und rechts auch durchfahren bzw. berührt worden sein. D.h. es reicht für die Ausweitung des Max Clusters nicht, einfach nur eine Strecke zu fahren, sondern man muss parallel dazu oder mit Abstechern auch die benachbarten Kacheln erreichen, damit man seinen Cluster ausweitet.

Hier war es immer mein Ziel, meine beiden Heimregionen, das Rothaargebirge und das Bergische Land zu verknüpfen. Ich bin sowohl von Wuppertal als auch von Erndtebrück aus schon das eine oder andere Mal an, bzw. um, die Biggetalsperre herum gefahren. Das  war schon mal sehr nett und die Biggetalsperre ist sowieso immer eine Radtour wert. Mein Max Cluster war aber, wie auch das Max Square, auf das Bergische Land zentriert und reichte nicht in den Wittgensteiner Cluster hinein. Mein Ziel war jetzt am letzten Wochenende, durch gezielte Tourenplanung und Kästchen-Ausfüllung, ein schlagartiges „überströmen“ der blauen Kacheln in den Wittgensteiner Bereich zu erzielen.

Dazu hatte ich mindestens 5 „Schlüsselkästchen“ im Bereich Müsen bei Hilchenbach, westlich der Biggetalsperre und am westlichsten Punkt nahe der Genkeltalsperre ausgemacht. Dann eine schöne Tour dazu geplant und mich dann am Samstag bei bestem Herbstwetter auf den Weg gemacht. Wie man sieht, ist mir aber das „Überströmen“ nicht zur Gänze gelungen. Aber es ging wenigstens mal schon komplett um die Biggetalsperre herum (siehe Attendorn im unteren Bild).

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Mein Veloviewer Max Cluster letzten Samstag.

Immerhin: Vorher bestand mein Explorer Score aus 9638 Kästchen, da noch 18 x 18 Max Square und einem Max Cluster von 701 Kästchen. Nach der Samstagstour sind daraus 9654 Kästchen und 758 Max Cluster Tiles geworden.

Nun gut – also Sonntags noch mal ran. Tetris spielen bei Grevenbrück. ;-) Et voilá:

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Bääämm! Operation „Überströmen“ erfolgreich!

Wie ihr seht, mit einem Schlag habe ich jetzt den Großteil des nach Clusterregeln zusammenhängenden Erkundungsbereich im Rothaargebirge auch blau gemalt und meinem Max Cluster zugeführt. So sind mit einer 90 km Sonntagstour aus 758 nun 1086 Kästchen in meinem Max Cluster geworden.

Ihr seht auch, dass es trotz vermeintlich recht dicht rot ausgefüllten Kästchen gar nicht so einfach ist, die Regeln der Clusterbildung zu erfüllen. Hier und da eine einzige Lücke und schon ergibt es sich, dass der Cluster nicht weiter reicht. Das macht es ja so herausfordernd und motivierend. :) Naturgemäß ist es so, dass im schönen Wittgensteiner Land und im Sauerland der Waldanteil einfach viel höher ist und man deshalb schon mal etwas erkundungslustiger sein muss. Egal wo – manchmal sieht das dann auch so aus:

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Für ein Rennrad ist überall ein Weg.

So, wenn ich euch damit Lust gemacht habe, etwas mehr zu erkunden und „ausgetretene“ Standardrunden zu verlassen – egal ob durch Veloviewer getrieben oder einfach nur so – dann würde mich das freuen. Und wenn ich euch auf Veloviewer neugierig gemacht habe, das noch viel mehr als nur den Explorer Score zu bieten hat, dann freut mich auch das. In meinen Augen eine sehr lohnenswerte Webseite. Und wenn ihr mir per Strava auf meinen Radeskapaden folgen wollt – meine Strava-Einträge findet ihr hier.

Viel Spaß!

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10 Kommentare

  1. Was es alles gibt… und was man alles für einen Mist mitmacht… heute von 9×9 auf 10×10 geradelt ;-)

    Danke für die neue Inspiration
    Christoph

      1. So, Torsten,

        bin bei 14×14 angekommen. Dank #festive500 und der Planung mit komoot geht das Kachelnsammeln doch einigermassen bzw. wird in den nächsten Tagen ganz gut klappen. Bin gespannt, wo ich dann zum 31.12. ankomme.

        Schöne Feiertage
        Christoph

      1. Für den Bolt musst du wahrscheinlich zwei Löchlein bohren, damit das Insert im vorderen Kreis bleiben kann. Sonst wird wohl diese überflüssige Aerokante vom BOLT Probleme machen. Dem Element macht das nichts, dass er im hinteren Slot steckt (nur der hat die Löcher für’s Insert in 180° und 90° Positionen).

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